Salzburger Festspiele trennen sich nach Kritik von Sponsor Solway

++ THEMENBILD ++ SALZBURG: WAHL DER NEUEN PRÄSIDENTSCHAFT BEI DEN SALZBURGER FESTSPIELEN
Dem Unternehmen waren u. a. Menschenrechtsverletzungen in Guatemala und Kreml-Nähe vorgeworfen worden. Aktualisierung: Anwaltsbrief.

Die Salzburger Festspiele trennen sich im gegenseitigen Einvernehmen von ihrem Sponsor Solway. Im März hatte eine Rechercheplattform schwere Vorwürfe wegen einer Nickelmine in Guatemala erhoben, wo es unter anderem zu Umweltschäden und Menschrechtsverletzungen gekommen sein soll. Da das Schweizer Unternehmen diese bisher nur teilweise ausräumen habe können, werde die Partnerschaft mit sofortiger Wirkung aufgelöst, teilten die Festspiele am Dienstag in einer Aussendung mit.

Solway unterstützt das Festival seit 2017. In diesem Jahr wurde die Produktion von Mozarts „La clemenza di Tito“ (Regisseur Peter Sellars und Dirigent Teodor Currentzis) mitfinanziert. Ab 2018 sponserte Solway das Projekt Creative Fellowship, in dessen Rahmen Jugendlichen aus Guatemala, der Ukraine und Nordmazedonien Zugang zu klassischer Musik ermöglicht wird. So können jährlich zwei Jugendliche pro Land an einem der Operncamps bei den Salzburger Festspielen teilnehmen. Außerdem unterstützte Solway seit 2018 das Jugendprogramm der Salzburger Festspiele, zuletzt mit 150.000 Euro, so die Festspiele auf APA-Anfrage.

Abklärungen brauchen zusätzliche Zeit

Dem Unternehmen wurden im Frühjahr von der Investigativplattform „Bellingcat“ enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt. Außerdem veröffentlichte das internationale Investigativjournalismus-Netzwerk „Forbidden Stories“ Recherchen zu einer Nickelmine in Guatemala und warf Solway mutmaßliche Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen, Bestechung, Vertuschung, Einschüchterung und Verfolgung kritischer Journalistinnen und Journalisten vor.

Solway wies alle Vorwürfe von sich, nahm aber eine umfassende interne und externe Untersuchung der Geschäftstätigkeit ihrer dortigen Tochtergesellschaften auf. „Dies geschah auch auf ausdrücklichen Wunsch der Salzburger Festspiele, die (...) eine objektive und transparente Prüfung der Anschuldigungen eingefordert hatten“, teilte das Festival mit. Die Ergebnisse wurden bis Ende Juni 2022 angekündigt. Die Abklärungen und Maßnahmen würden aber zusätzliche Zeit benötigen, „die Vorwürfe konnten deshalb bis zum heutigen Zeitpunkt nur teilweise ausgeräumt werden“, heißt es in der Aussendung.  Da der Sponsoringvertrag mit Ende September dieses Jahres ausläuft, könne nur die Gegenwart zur Beurteilung der Situation herangezogen werden, weshalb beide Seiten übereingekommen seien, die Zusammenarbeit im gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung aufzulösen.

Aktualisierung: Solway weist Kreml-Verbindungen zurück

Die Firma ließ über ihre Rechtsvertretung am Donnerstag auch alle Verbindungen zum Kreml zurückweisen: "Keiner der im Handelsregister des Kantons Zug eingetragenen Manager und Eigentümer der Solway Investment Group ist russischer Staatsbürger oder Einwohner. Solway befindet sich vollständig im Besitz und unter der Leitung von EU-Bürgern. Darüber hinaus bestehen keine Beziehungen zum Kreml in Moskau. Bereits am 3. März 2022 gab Solway zudem den Ausstieg aus allen Investitions- und Betriebsprojekten in Russland bekannt und schloss diesen Prozess auch rechtlich ab. Die Entscheidung zur Beendigung unserer Partnerschaft mit dem Festival erfolgte in gegenseitigem Einvernehmen, und das Festival hat mehrfach öffentlich erklärt, dass es nichts mit den falschen Behauptungen zu tun hat, das Unternehmen oder seine Anteilseigner hätten Verbindungen zum Kreml in Moskau." (Absatz am Donnerstag aktualisiert, Anm. der Red.)

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