Salzburger Festspiele: "Faust", Jelinek, Handke, "Carmen" und Currentzis
Selten in den vergangenen Jahren war das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele mit so großer Spannung erwartet worden wie diesmal. Der Grund dafür war der jüngste Konflikt mit Marina Davydova: Sie musste als Schauspielchefin gehen, Intendant Markus Hinterhäuser übernahm die Planung daraufhin selbst. Zuletzt wurde die Position von Davydova ausgeschrieben, eine Neubesetzung dürfte im Februar kommenden Jahres erfolgen.
Das Schauspielprogramm der Festspiele 2026 ist also das einzige, das während der Intendanz von Hinterhäuser von ihm alleine verantwortet wird. Herausgekommen ist dabei zumindest auf dem Papier Spektakuläres.
Den Auftakt macht am 18. Juli die Premiere der Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion des "Jedermann" mit drei neuen Frauen, unter anderem Roxane Duran als Buhlschaft.
Am 20. Juli folgt ein Gastspiel des Berliner Ensembles mit Iffland-Ringträger Jens Harzer in Oscars Wildes "De Profundis".
Am 25. Juli gibt es auf der Pernerinsel die Premiere einer Neuproduktion von Goethes "Faust I", inszeniert von Ulrich Rasche. Steven Scharf spielt die Titelrolle, Anna Drexler das Gretchen und Valery Tscheplanova den Mephisto.
Dazu kommen zwei Uraufführungen der österreichischen Literatur-Nobelpreisträger:
Peter Handkes "Schnee von gestern, Schnee von morgen" wird im Landestheater von Jossi Wieler inszeniert, auch da spielt Jens Harzer im Ein-Personen-Stück.
Elfriede Jelineks "Unter Tieren", eine Koproduktion mit dem Burgtheater, wird auf der Pernerinsel von Nicolas Stemann in Szene gesetzt (u. a. mit Mavie Hörber, Caroline Peters, Sebastian Rudolph).
Dazu gibt es das Stück "Europa" von Wajdi Mouawad. Krzystof Warlikowski, der in Warschau sein eigenes Theater hat, führt erstmals bei einem Schauspiel in Österreich Regie.
Und die Premiere von Molières "Der Menschenfeind" im Landestheater, inszeniert von Jette Steckel (eine Koproduktion mit dem Thalia Theater).
Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass es in Salzburg zuletzt selten ein derart vielversprechendes Schauspielprogramm gab.
Das Opernprogramm startet am 26. Juli mit Bizets "Carmen", Teodor Currentzis dirigiert sein Utopia-Orchester. Der griechisch-russische Musiker hatte zuletzt immer wieder für Debatten in der Kulturszene gesorgt, aufgrund seiner Nähe zu Wladimir Putin. Zuletzt war bekannt geworden, dass er sogar in den österreichischen Kultursenat aufgenommen werden soll, was auf Unverständnis stieß.
Asmik Grigorian ist in dieser Produktion im Großen Festspielhaus erstmals als Carmen zu erleben, Regie führt die belgische Tanzkompanie "Peeping Tom".
Danach dirigiert Manfred Honeck die Wiener Philharmoniker bei "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss. Elina Garanča singt zum ersten Mal die Titelrolle, Ersan Mondtag inszeniert im Haus für Mozart.
Weiters gibt es eine Neuproduktion von Olivier Messiaens "Saint François d'Assise" mit Maxime Pascal am Pult der Wiener Philharmoniker. Regie: Romeo Castellucci.
Dazu kommen die Wiederaufnahme von Giachino Rossinis "Viaggio a Reims" von den Pfingstfestspielen mit Cecilia Bartoli, jene von Mozarts "Così fan tutte" mit Joana Mallwitz und den Wiener Philharmonikern sowie konzertante Aufführungen von Pascal Dusapins "Passion", Jules Massenets "Werther" mit Benjamin Bernheim in der Titelrolle und Hans Werner Henzes "Der Prinz von Homburg" sowie "Lucio Silla" semiszenisch und dirigiert von Adam Fischer.
Topstars sind auch bei den Konzerten zu erleben. Insgesamt gibt es 171 Aufführungen in 45 Tagen an 19 Spielstätten.
Ab sofort ist das ganze Programm online auf www.salzburgerfestspiele.at
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