Salzburg: YDP-Award vergeben

Salzburg: YDP-Award vergeben
Die Regisseure Lundahl und Seitl haben das Young Directors Project gewonnen. Irritation gab es um zwei Jury-Mitglieder und "gekränkte" Künstler.

Man bekam eine Augenbinde verpasst. Eine helfende Hand gereicht. Und via Kopfhörer eine Stimme ins Ohr gepflanzt. Die führte einen durch Räume - eine Kathedrale, ein Spielkasino, einen Luftschutzkeller? Oder doch durch das Museum der Moderne am Mönchsberg?
Das Londoner Künstlerduo Lundahl & Seitl gewann mit seiner Erlebnisführung "Symphony of a Missing Room", bei dem von "Zuschauen" und "Schauspielen" kaum die Rede sein konnte, das diesjährige Young Directors Project der Salzburger Festspiele.

Die Jury - Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die Schauspieler Birgit Minichmayr und Klaus Maria Brandauer, Galerist Thaddaeus Ropac und standard-Kulturchefin Andrea Schurian - begründete die Wahl damit, dass die Produktion durch "die hohe Qualität der Gedanken, der Konzeption, der Mitwirkenden und der Ausführung" überzeuge: "Die poetische Führung und Verführung in Phantasiewelten und eigene Innenräume wird zum Gesamterlebnis für einen selbst."

Die beste Bühne steht im Kopf

Salzburg: YDP-Award vergeben

Die beste Bühne steht demnach im eigenen Kopf. Denn "Theater" haben Christer Lundhal und Martina Seitl eigentlich nicht gemacht. Eher eine Etüde in Vertrauen, eine Meditationsübung. Mit Erlebniswert fürs Publikum: Mittendrin statt nur dabei sein.
Dafür gab's von Sponsor Montblanc 10.000 Euro Preisgeld und den neuen Max-Reinhardt-Füller. Konfliktfrei lief die Sieger-Kür allerdings nicht. Für Diskussionen sorgte der Umgang der Jury-Mitglieder Brandauer und Rabl-Stadler mit zwei der fünf Produktionen.
Beide hatten "Das ehemalige Haus", eine Installation über Prostitution des Kopenhagener Kollektivs Signa, verlassen.

Brandauer gleich zu Beginn, Rabl-Stadler angeblich lautstark, mit abwertenden Kommentaren. Die belgische Gruppe Ontroerend Goed wiederum sagte, Brandauer sei zwar am Aufführungsort von "A Game of You" gewesen, habe sich aber geweigert, ihre Performance zu besuchen.

Schauspielchef Thomas Oberender beschwichtigt: Er verstehe zwar, dass das für die Künstler kränkend sei, "aber es gibt kein Regelwerk, und auch das Verlassen einer Vorstellung ist eine Art von Bewertung." Mit dem neuen Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf geht die zehnjährige Sponsortätigkeit von Montblanc weiter. Der Vertrag wurde um drei Jahre verlängert. Mit Zusatzoption bis 2016.

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