Salzburg: "Verzerrtes Bild der Festspiele"
Ich weiß ja, dass ihr eigentlich Mitglieder der Festspiel-Partei seid", meinte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler gerührt, nachdem SP-Bürgermeister Heinz Schaden und VP-Landesvize Wilfried Haslauer am Freitag eine glühende Verteidigungsrede für die Festspiele gehalten hatten.
Der Rechnungshof hatte nach einer Prüfung der Jahre 2004/05 bis 2009/10 kaum ein gutes Haar an dem Festival gelassen. "Kulturell hervorragend, aber gravierende Mängel und veraltet in rechtlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht", lautete das Resümee von RH-Präsident Josef Moser am Dienstag.
"Wir nehmen Kritikpunkte auf, die uns sinnvoll erscheinen. Es wurde aber auch ein verzerrtes Bild transportiert, das richtig zu stellen ist", sagte Haslauer, der heuer Kuratoriums-Vorsitzender ist.
Gegenwehr
So verwehrt man sich gegen den Eindruck, dass jeder Kegelverein ein besseres Rechnungswesen hätte. "Die Festspiele sind kein Verein, sondern eine Rechtspersönlichkeit. Wir arbeiten erfolgreich auf Basis der Kameralistik, wie sie auch der Bund und die Länder anwenden", so Haslauer.
Nichts zu rütteln gibt es für Kuratorium und Direktorium am Festspielfondsgesetz von 1950, das vom Rechnungshof als überholt bezeichnet wurde. "Die Debatte über das Gesetz ist existenzgefährdend für die Festspiele. Das Gesetz ist das Sicherheitsnetz, damit der Abgang durch die öffentliche Hand gedeckt ist", warnt Schaden. Das Wagnis von Uraufführungen und Neuinszenierungen wäre unmöglich.
Rückendeckung von Schmied und Fekter
Kulturministerin Claudia Schmied und Finanzministerin Maria Fekter hätten zugesichert, dass es keine Änderung gebe. Der RH kontert: "Das Gesetz enthält erhebliche Regelungsdefizite und Unvereinbarkeiten."
Manche Vorschläge will man durchaus umsetzen. "Die Interessenskollisionen durch Doppelfunktionen sollen entflochten werden", verspricht Haslauer. Im IT-Bereich wird bereits an einem neuen Gesamtkonzept gearbeitet, das die Computersysteme vernetzt. Außerdem überlegt man Rechnungsvorschriften des Unternehmergesetzbuches einzuführen.
Den viel zitierten Vergleich mit den Bregenzer Festspielen hört man in Salzburg nicht gerne: "Die haben andere Strukturen."
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