Salzburg Museum restituiert 19 Gemälde

Salzburg Museum restituiert 19 Gemälde
Alle Bilder der von den Nazis ermordeten Künstlerin Helene von Taussig, die im Besitz des Museums waren, werden an die Erben zurückgegeben.

Das Salzburg Museum restituiert alle seine 19 Bilder von Helene von Taussig (1879-1942). Die Kunstwerke der von den Nazis ermordeten Malerin sollen den rechtmäßigen Eigentümern am 7. August zurückgegeben werden. Wie das Salzburg Museum heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz mitteilte, wurde dem von den Nachkommen angestrebten Rückgabeansuchen stattgegeben. Zuvor können die 19 Werke im Panorama-Museum vorerst ein letztes Mal in Salzburg besichtigt werden.

Der Wert der Bilder sei kaum zu bestimmen, so Museums-Direktor Erich Marx. "Es gibt nur noch diese 19 Bilder und drei Werke in Privatbesitz. Das ist alles, was vom Oeuvre dieser Künstlerin erhalten ist. Und diese Bilder sind nicht auf dem Kunstmarkt, daher ist ihr Wert undefinierbar."

Die Rechtslage und der Besitzstand hingegen sind eindeutig. Susanne Rolinek, Provenienzforscherin im Dienst des Salzburg Museums, verwies auf ein erhaltenes Testament, in dem die Malerin ihre zwei Nichten als Erben einsetzt. Die Nachkommen von Taussigs Nichten haben sich zur Zukunft der 19 Werke ihre Großtante noch nicht festgelegt. Marx sagte, das Salzburg Museum sei am Erwerb der Werke durchaus interessiert, davor aber müsse die Rückgabe ordentlich abgewickelt und die Bilder vorbehaltlos zurück gegeben werden.

Provenienz unklar

Wie die Helene von Taussig-Bilder in den Besitz des Salzburg Museums gekommen sind, ist unklar und widersprüchlich. Der Maler Wilhelm Kaufmann habe sie dem Museum Stück für Stück übergeben, so der Historiker und Kurator Nikolaus Schaffer. "Da gibt es wilde Geschichten über Kunsttransporte in Leiterwägen quer durch Salzburg, wirklich nachvollziehbar ist der Weg dieser Bilder aber nicht."

Helene von Taussig entstammt einer noblen Wiener Familie und ging ihrer Berufung als Künstlerin aus Gründen der gesellschaftlichen Etikette nur eingeschränkt nach. Ihre frühen Arbeiten stehen im Einklang mit dem späten Jugendstil und dem Expressionismus der Wiener Schule, ihr späteres Werk aber wirkt isoliert. Stilistische Vorbilder waren der Schweizer Cuno Amiet oder auch der deutsche Expressionist Emil Nolde. Bemerkenswert am Werk Taussigs ist nicht nur der Versuch stilistischer Eigenständigkeit, sondern auch eine für die Zeit außergewöhnliche Radikalität. So besteht ein nicht unerheblicher Teil ihres Werkes aus weiblichen, durchaus hässlichen Frauen-Akten bei gleichzeitiger Könnerschaft im handwerklichen Bereich.

Das Salzburg Museum hat die Arbeiten Helene von Taussigs bereits 2002 gezeigt und damit die Diskussion über diese Künstlerin und letztlich den Restitutionsfall ins Rollen gebracht. Schon bald nach dem Krieg hat der rechtliche Vorläufer des Salzburg Museums etwa zehn bis 15 Werke an rechtmäßige Eigentümer zurück gegeben. Insgesamt wurden 30 bis 40 von Privatpersonen, Vereinen oder auch in Klöstern geraubte Kunstwerke restituiert. "Aber nur auf konkrete Anfragen", erklärte Marx. "Das genügt nicht. Unterstützt durch ein gutes Bundesgesetz und die Recherche-Möglichkeiten des Internet hat sich das Salzburg Museum jetzt aktiv auf die Suche nach bedenklichen Werke in den eigenen Beständen gemacht und versucht gezielt, die rechtmäßigen Eigentümer zu ermitteln. Viele Nachkommen wissen ja gar nicht, dass ihren Vorfahren Kunstwerke geraubt wurden", so der Museumsdirektor. "Ziel des auf zwei Jahre angelegten Restitutions-Projektes im Salzburg Museum ist, so weit wie möglich einen Schlussstrich unter die Folgen des nationalsozialistischen Kunstraubs zu ziehen."

INFO: Ausstellung - "Der Restitutionsfall Helene von Taussig", von 22. Juli bis 7. August, Panorama Museum des Salzburg Museums, 0662 / 62 08 08-0

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