Sachbuchpreis für Georg Markus
Der österreichische Autor und KURIER-Kolumnist Georg Markus wurde am Donnerstagabend in Wien mit dem Donauland Sachbuchpreis ausgezeichnet, der zum 38. Mal verliehen wurde. "Seit 38 Jahren giftet es mich, wenn ich ihn nicht bekomme", scherzte der 62-Jährige, der sich über den "schönen und wahrlich ehrenwerten Preis" daher umso mehr freute.
"Der Erste, der etwas erfährt"
"Nie konfrontiert Georg Markus seine Leser allein mit den nackten historischen Fakten. Vielmehr zeichnet der belesene Chronist im besten Sinne unterhaltsame Zeitgemälde, selbst bei der Beschreibung großer Tragödien verliert er das Menschliche nie aus dem Blick", hatte die Jury befunden. Den menschlichen Faktor hob auch Hausherrin Brigitte Sinhuber-Harenberg vom Amalthea Verlag hervor, der zur Verleihung in die historischen Verlagsräume am Heumarkt geladen hatte: "Er ist immer wieder der Erste, der etwas erfährt. Leute vertrauen ihm Familiengeheimnisse an, Archive öffnen sich für ihn."
Die Verlegerin freute sich darüber, dass auch das neue Buch von Georg Markus, "Es war ganz anders", bereits vor seiner offiziellen Präsentation "die zweite Großauflage" erreicht habe und "auf allen Bestsellerlisten des Landes" stünde. Das neue Buch über "Geheimnisse der österreichischen Geschichte" stand daher nach der Überreichung des mit 10.000 Euro dotierten Preises, den im Vorjahr Robert Menasse erhalten hatte, im Mittelpunkt des Abends. Petra Morze las Auszüge, und Georg Markus berichtete über historische Begebenheiten, die sich heute "ganz anders" als in der ursprünglichen Überlieferung darstellten.
Erkenntnisse über die Schratt
Dabei hatte sich der Autor auch selbst zu berichtigen. In einer Biografie über die Schauspielerin und Freundin von Kaiser Franz Joseph I., Katharina Schratt, habe er 1982 geschrieben, dass diese eine dem Kaiser treu ergebene Gefährtin gewesen sei. "Es war ganz anders. Ergeben war sie ihm durchaus - treu jedoch sicher nicht", sagte Markus und ließ Auszüge aus der neu aufgetauchten Korrespondenz des Grafen Wilczek verlesen, die an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Dass auch zum König von Bulgarien sowie zum Schauspieler Viktor Kutschera keine platonischen Verhältnisse bestanden, ist nun ebenso nachzulesen wie das Faktum, dass sämtliche Beteiligten der Affären anderweitig verheiratet waren.
Anlässlich des 50. Jahrestags der Ermordung von John F. Kennedy wies Georg Markus auch darauf hin, dass der US-Präsident bei seinem Treffen mit Nikita Chruschtschow 1961 in Wien durchaus nicht, wie lange angenommen, zum ersten Mal in Österreich gewesen sei. Mittlerweile sind auch ein Kärnten-Aufenthalt des damals 22-Jährigen im Sommer 1939, sowie Aufenthalte in Innsbruck (wo der Millionärssohn in einer Jugendherberge nächtigte) und im Sommer 1945 in Salzburg belegt.
Georg Markus begann seine journalistische Karriere beim KURIER, zu dem er 2003 nach Umwegen über Hörzu und Kronen Zeitung zurückkehrte. Daneben veröffentlichte Markus mehr als zwei Dutzend Sachbücher, darunter zahlreiche Biografien wie die der Hörbiger-Dynastie oder von Sigmund Freud. Zuletzt hatte er im März das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse erhalten. Nicht auszuschließen jedoch, dass er später einmal auch seine eigene Biografie richtigstellt und enthüllt: "Es war ganz anders".
INFO: Georg Markus: "Es war ganz anders", Amalthea Verlag, 304 S., 24,95 Euro)
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