Saalfelden: "Let’s jazz!"

Saalfelden: "Let’s jazz!"
Mit schrägen Tönen, Experimenten, aber auch Melodien setzt sich der Jazz zum 33. Mal im Salzburger Pinzgau in Szene.

Da kann man halt auch nichts machen. SP-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hatte gerade erst ein munteres "Let’s jazz!" in den Saal gerufen.

Aber mitunter geht eben auch etwas daneben. Zum Beispiel das Eröffnungs­konzert beim 33. Jazzfestival Saalfelden mit Martin Philadelphy im Trio.

Die zwischen Pop und Rock oszillierende Auftragskomposition des Tiroler Sängers und Gitarristen geriet zu einer Magical Mystery Tour ohne Mystery, weil harmonisch allzu vorhersehbar. Allzu trivial. Natürlich lässt sich Musik nicht völlig neu erfinden, aber muss man deshalb vertraute Klang­bilder der 70er-Jahre einfach reproduzieren – frei von jeder Originalität?

Grenzgänger

Bei den mehr als 30 Konzerten in vier Tagen geht es dem Intendanten Mario Steidl gerade eben darum, "Musik vorzustellen, die stilistisch originell ist und Genregrenzen überschreitet". Kurzum: Neues ins Licht zu stellen und zugleich an dessen experimentelle Wurzeln zu erinnern.

Gelungen ist das beim Jazz-Meets-Old-Music-Projekt von Christian Muthspiel, auch wenn der Posaunist mit dem eigenen Auftritt – einem Brückenschlag zum englischen Renaissance-Komponisten John Dowland – am Ende nicht restlos zufrieden war.
Ein in Österreich ohnedies häufiger Gast ist der amerikanische Saxofonist Ken Vandermark, Protagonist des Free Jazz, der im Trio die Geschichte der 60er-Jahre weitererzählt, durchsetzt mit avantgardistischen Ideen der Musiker seiner Heimat Chicago.

Im Congress mit seinen 750 Plätzen wird musiziert, aber auch auf den Almen, auf der City Stage am Hauptplatz, wo "Yo Yo Mundi" aus Italien mit Volksliedern und Roland Neuwirths Extremschrammeln mit Wienerliedern begeisterten – und im Kunsthaus Nexus.
Dort war am Samstag zu Mittag die Improvisation zu Hause. Bei "Weiße Wände" zeigten ein Gitarrist, ein Schlagzeuger und ein Geschichtener­zähler, dass Text Musik und Musik Text sein kann.

"Ich verweigere mich nicht den Melodien, nur weil ich auch wildere Dinge spielen möchte", sagte der Franzose Henri Texier. Sein Spiel am Kontrabass – im Quartett u. a. mit seinem Sohn Sébastian an Klarinette und Alt-Sax – ist erdig, voluminös und perkussiv, aber auch harmonisch raffiniert mit vielen überraschenden Wendungen und Verzierungen.

Mit großer Spannung erwartet wurde am Samstag ein Headliner: der 81-jährige Pianist Muhal Richard Abrams und seine "Experimental Band". Mit deren Mitgliedern allein könnte man das Programm eines mehrtägigen Festivals bestreiten.

Karten gibt’s noch für einen weiteren Höhepunkt heute Sonntag: Da spielt zum Finale u. a. die Saxofonisten-Legende Pharoah Sanders mit dem "São Paulo and Chicago Underground".

INFO

Sonntag (ab 14 Uhr): Ches Smith & These Arches; Gerry Hemingway Quintet mit "Riptide"; BB&C mit "The Veil"; Hasse Poulsen mit "Progressive Patriots"; Pharoah Sanders & The Underground São Paulo and Chicago Sound;

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