Rufus Wainwright live: Prächtige Stimme, berührende Songs und eine Prise Verwirrung
Es ist schon ein starker Kontrast: Vor wenigen Tagen stand Rufus Wainwright mit Band vor Zigtausenden Zuschauern auf der Hauptbühne von Glastonbury, dem größten Festival der Welt. Jetzt sitzt er auf der Bühne des Volkstheaters alleine am Klavier und startet diese erste Solo-Show seit langer Zeit „ein wenig eingerostet“.
Das äußert sich darin, dass der Sohn von Loudon Wainwright III und Folk-Sängerin Kate McGarrigle anfangs hektisch wirkt, nicht so eins mit sich und dem Instrument, wie man ihn in Wien schon gesehen hat. Ein paar Songs nach dem Beginn kommt er bei „Vibrate“ sogar derart ins Straucheln, dass er die Strophen verwechselt, unterbricht und neu beginnt. Auch wenn es etwas schade um dieses simple, aber effektvolle Liebeslied ist, macht es Wainwrights Bühnenpräsenz nur noch sympathischer.
Es streicht heraus, was seine Solo-Auftritte immer schon ausgezeichnet hat. Das ist einerseits die unprätentiöse Art, wie er mit seinem Publikum spricht und dem Konzert das Feeling eines Treffens mit Freunden gibt.
Er erzählt, wie er am Nachmittag zur Wolfgang-Tillmans-Ausstellung gehen wollte, aber im Sisi-Museum gelandet ist. Oder wie sich sein Song „Gay Messiah“ mit den US-Präsidenten von Bush über Obama bis Trump und dem Wechsel von liberaler zu restriktiver Politik vom Gag in ein verzweifeltes Gebet (und zurück) gewandelt hat.
Andererseits rückt „Vibrate“ Wainwrights einmalige Gesangsstimme und seine Art, einnehmende Melodien zu schreiben, in den Vordergrund. Er mag um die Mitte voller geworden sein, auch ein bisschen pausbäckiger (was der weiße Vollbart nicht verschleiern kann), aber sein Kehlorgan liefert immer noch genauso kräftig und klar die höchsten Töne, die pures Feeling transportieren.
Wainwright wechselt zwischen Klavier und Gitarre, zwischen flotteren Songs wie „Jericho“, politisch angehauchten Balladen wie „Going To A Town“ und persönlichen Liedern über seinen Kampf gegen die Drogensucht in den 90er-Jahren („Early Morning Madness“).
„Somewhere Over The Rainbow“ singt er A-cappella, weil er sich das am Klavier ohne Vorbereitung nicht zu spielen getraut. Seiner Aufforderung mitzusingen kommen die Zuschauer aber erst in der zweiten Strophe nach, weil es einfach so schön ist, ihn alleine singen zu hören, und keiner das verpatzen will. Es ist einer der magischen Momente, von denen es beim Volkstheater-Konzert zwar weniger gab als sonst, aber immer noch genug, um begeistert heimzugehen.
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