Rudyard Kipling: Dummes Zeug schrieb er (auch)
Bei Anglistik-Prüfungen sollten die Studenten Rudyard Kipling, der mit 41 Jahren als (immer noch) Jüngster den Literatur-Nobelpreis bekommen hatte, loben, loben, loben und loben.
Aber der Engländer war durchaus verachtenswert.
Ihn schätzen, unbedingt wegen "Dschungelbuch" und "Kim", und ihn abwechselnd verachten:
Bei ihm ist das möglich bzw. notwendig.
In der neuesten Biografie von Stefan Welz aus dem Verlag Lambert Schneider liest man, wie Kipling gegen Frauenrechte und Unabhängigkeitsbestrebungen (etwa von Irland) wetterte; dass er im Ersten Weltkrieg die Deutschen ausnahmslos als Barbaren darstellte; dass er dem deutschen Kaiser in einem Gedicht einen Lungenkrebs wünschte ...
Jetzt sind erstmals auch seine gesammelten Reportagen aus Indien, Japan, China und Amerika erschienen – und die sorgen zusätzlich für ein Hin und Her der Gefühle.
Rudyard Kipling (1865– 1936) war weltoffen und intolerant. Klug und dumm. Er vertrat die Meinung, Großbritannien müsse die primitiven Völker zivilisieren. Wer gegen die Kolonialherren aufbegehre, der sei nichts anderes als ein Bandit.
Und er vertrat ebenso die Meinung, es habe überhaupt keinen Sinn, anderen Menschen etwas aufzuzwingen.
Affenbande
(Außerdem spucken DIE Amerikaner ...)
Und ebenso schrieb Kipling den Satz: Amerika gehört die Zukunft.
Geschmacklos
In Vorbemerkungen, Zwichenbemerkungen und im Nachwort arbeitet Pechmann die Widersprüchlichkeiten heraus. Einerseits sind die flotten Skizzen, für englische Zeitungen verfasst, recht unterhaltsam zu lesen.
Andererseits verschlägt es einem bei Geschmacklosigkeiten immer wieder die Red’. Zum Beispiel in China.
Rudyard Kipling besuchte 1989, da hatte er schon in seiner Heimat schöne Erfolge mit seinen ersten Erzählungen, als 24-Jähriger in der Stadt Kanton die Hinrichtungsstätte.
Er notierte: "Ich würde keineswegs so weit gehen, dieses großzügige Blutvergießen als grausam zu bezeichnen."
Und zu einem Henker sagte er: "In diesem Land kann man nicht zu freigebig exekutieren ..."
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