"Rozznjogd" im Rabenhof: Eine rüde Show mit "Herz und Hosenschlitz“

"Rozznjogd" im Rabenhof: Eine rüde Show mit "Herz und Hosenschlitz“
Peter Turrinis Stück als Oldtimer im 70er-Jahre-Styling.

Es hat schon etwas Rührendes: Wie die vor genau 50 Jahren das Abonnementpublikum im Volkstheater schockierende Uraufführung der zum Skandalstück erklärten „Rozznjogd“ als Remake im Rabenhof jetzt zur deftigen Unterhaltung geworden ist.

In Anwesenheit der Originalbesetzung von 1971: Franz Morak, später Rocksänger und noch später Staatssekretär, erschreckte einst mit Gewehrschüssen ins Publikum. Dolores Schmidinger empörte mit entblößter Brust. Und Peter Turrini wurde durch das Wutstück, mit „Herz und Hosenschlitz“ ganz „am Publikum orientiert“, über Nacht berühmt.

Heute ein Klassiker

Der damals 26-Jährige hatte das „Theater als Bedürfnisanstalt“ vor Augen und begleitete nun die mit Knalleffekten garnierte Regiearbeit von Werner Sobotka im Gemeindebautheater.

In dem war am Mittwoch ein Hauch von Nostalgie und Sentimentalität zu spüren. Denn Turrinis Bühnen-Erstling kommt als Oldtimer im 70er-Jahre-Styling (Ausstattung: Agnes Hasun) daher.

"Rozznjogd" im Rabenhof: Eine rüde Show mit "Herz und Hosenschlitz“

Am nächtlichen Sperrmüllplatz vergnügen sich Menschen wie Ratten. Ein namenloses Pärchen tötet als Ersatzbefriedigung seiner Sprachlosigkeit die Tiere – und spielt, um einander kennenzulernen, Wegwerfen: Perücke, falsche Zähne, Uhren, Geld und Schmuck landen im Abfall – und am Ende auch die Kleider.

Mit dem harten Dialekt tut sich Josef Ellers als Vokuhila-Typ, der im Aggregationszustand der Aggression „killn“ muss, anfangs schwerer als sein weiblicher Widerpart: Sophie Aujesky bringt immer mehr Dynamik in die Show der rüden Dialoge – mit Seelen- und komplettem Striptease, was ihr Gschamsterer rollenadäquat kommentiert: „A Oasch is a nur a Mensch.“

Manche Zeitgenossen leben in eigenen Welten, die man gar nicht betreten möchte. Aber intellektuelle Bedürfnisse wollte Turrini mit dem Einakter nicht befriedigen.

„Nur menschliche.“ Allzu menschliche. Die nach wie vor gültige Darstellung der Probleme der Erniedrigten und Beleidigten löste jedenfalls Jubel und Standing Ovations aus.

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