Höchstleistungen beim "Rosenkavalier"
Das Scala-Orchester blüht unter Petrenko, der von Meyer ideale Probenbedingungen eingeräumt bekam, zu Höchstleistungen auf. Unter seinem Dirigat ertönt der „Rosenkavalier“ zutiefst wienerisch, da ist jede Phrase perfekt gearbeitet, da stimmt jedes Tempo, man vernimmt sonst sträflich übergangene Details, die ausgefeilte Differenzierung ist verblüffend, die Präzision überragend - Petrenko ist zur Zeit definitiv jener Dirigent, der große Emotion und Klangkultur am besten mit Intellekt und Analyse verbinden kann.
Wie er die unzähligen genialen Motive fein und berührend gestaltet, wie er die komplexen Parlando-Szenen spannend bewältigt, wie er die kompositorischen Girlanden in den prachtvollen Zuschauerraum zaubert, um mit dem Schlussterzett noch einen Höhepunkt draufzusetzen, sucht seinesgleichen.
Zu sehen ist die Inszenierung von Harry Kupfer, die dieser vor zehn Jahren für die Salzburger Festspiele entwickelt hatte und die eine kluge Personenführung mit Witz und einer Hommage an Wien verknüpft.
Vom Kunsthistorischen über das Palmenhaus bis zum Prater und zum berühmten (mittlerweile im Wien Museum befindlichen) „Walfisch“ schlendert man hier visuell durch die Wienerstadt.
Gesungen wird ebenso sehr gut, etwa von Krassimira Stoyanova, einer nach wie vor überzeugenden Marschallin; von Sabine Devieilhe, einer zart-lyrischen Sophie; von Kate Lindsey, einem komödiantischen und glaubhaften Octavian; von Günther Groissböck, einem ausdrucksstarken Baron Ochs, der der Noblesse der Rolle eine Prise Edmund Sackbauer beimischt.
Michael Kraus ist der markante Faninal, Gerhard Siegel und Tanja Ariane Baumgartner sind purer Luxus für das Intrigantenpaar Valzacchi und Annika. Sämtliche kleinere Rollen sind gut besetzt.
Der nächste große Scala-Erfolg nach der „Rheingold“-Premiere tags zuvor. Und ein weiterer Beweis, wie erfolgreich Meyer dieses Haus leitet. Dass er in wenigen Monaten gehen muss, versteht auch in Mailand niemand.
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