Rosa Zuckerwatte für Aug’ und Ohr

Die putzigen Hunde sind mehrfach besetzt, haben eine eigene Garderobe zum Ausruhen und reagieren auf Handsignale: Eine „Kuschelstunde“ der Darsteller mit dem spitzohrigen Chihuahua „Brutus“, der im echten Leben auf den Namen Justin hört, und der englischen Bulldogge namens „Rufus“ ist an jedem Morgen Fixpunkt der Proben für „Natürlich blond“, erzählt die Hundetrainerin Cindy Sharville.

Zuerst war die Filmkomödie „Legally Blonde“ (2001) mit Reese Witherspoon ein Hit, danach auch das mit elf Preisen ausgezeichnete Musical nach dem Roman von Amanda Brown, uraufgeführt 2007 im Palace Theatre am Broadway, dann am Londoner West End und in Sydney.

In der Regie von Tony-Preisträger Jerry Mitchell, der derzeit Cyndi Laupers Musical „Kinky Boots“ am Broadway betreut, kommt die Komödie, die sich genregerecht um Schein und Sein dreht, Donnerstag in der deutschsprachigen Erstaufführung ins Ronacher.

Leitfarben Blond & Pink

Christian Struppeck, Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, verspricht: „In jeder Zeile eine Pointe!“ Und weil vom Witz nichts verloren gehen sollte, wurden gleich drei Übersetzer engagiert. Humor statt Blondinen-Witz war die Vorgabe.

Das Musical von Laurence O’Keefe, Nell Benjamin (Musik & Texte) und Heather Hach (Buch) handelt von der amerikanischen College- Superblondine Elle Woods: Sie erhält von ihrem Freund Warner statt eines Heiratsantrages eine Abfuhr und mutiert vom ebenso oberflächlichen wie aparten Trutscherl mit Liebeskummer – neudeutsch: „It-Girl“ – über Harvard zur selbstbewussten Frau und erfolgreichen Rechtsanwältin ...

Die Münchnerin Barbara Obermeier, die in Wien bereits als Schwester Mary Roberts in „Sister Act“ und als Sarah in „Tanz der Vampire“ zu sehen war, spielt die Rolle der durchgestylten und während der ganzen Show auf Plateau-High-Heels balancierenden Elle.

Sie interessiert sich vor allem für rosafarbene Mode und ihr Handtaschen-Hündchen, das sie mit Glitzerhalsband und passend zum eigenen Outfit ausstattet. Sie selbst ist grell eingekleidet wie ein explodiertes Gucci-Schaufenster und lebt ihre Überzeugung: „Pink macht glücklich.“ Vermutlich maximiert den Glückszustand eine Prada-Boutique in Sichtweite. Aber „Natürlich blond“ suggeriert auch, dass unter einem Blondschopf allem Anschein zum Trotz kein Spatzenhirn sitzt.

Sehr filmisch

Auf den Part des Fieslings abonniert ist Alexander Goebel als eingebildeter Harvarddozent und Staranwalt Professor Callahan: „Eine wirklich tolle Rolle. Bad is sexy.“

Wie ein „Film mit schnellen Schnitten“, so Struppeck, soll alles ablaufen im 16- Tonnen-Bühnenbild von David Rockwell. Im Einsatz sind neben mehr als 100 handgeknüpften Perücken rund 500 Kostüme – für die Hauptrollen gleich in dreifacher Ausführung – vom eleganten Etuikleid über den smarten Anwaltsanzug bis zur Gefängniskluft.

400 Scheinwerfer erzeugen noch mehr Lichtstimmungen für die Szenen an Dutzenden Schauplätzen. Und beschallt wird das Ronacher im Surround Sound über 75 Mikros mit 124 Lautsprecher-Boxen.

Choreografisch wird alles aufgeboten von Riverdance bis zum schweißtreibenden Schnurspringen des ganzen Ensembles, darunter Ana Milva Gomes: Sie ist die exzentrische und ein bisschen verrückte Friseurin Paulette Buonufonté und Elles beste Freundin. Ihr Liebling auf vier Pfoten ist die englische Bulldogge „Rufus“.

Damit das Ensemble viereinhalb Minuten lang gleichzeitig hüpfen und singen kann, wurde ihm hartes Training verordnet: Minde­stens eine Stunde pro Tag, „um die notwendige Kondition zu erreichen“, so Struppeck.

Das Erfolgsgeheimnis des Stückes? „Es hat Schwung, außerdem ist es witzig und intelligent gemacht. Es ist zum Lachen, aber es hat auch Tiefgang und bewegt. Außerdem macht es unglaublich viel Spaß.“

INFO: „It-Girl“ macht Karriere

Broadway-Musical
„Natürlich Blond“ von Laurence O'Keefe, Nell Benjamin (Musik & Texte) und Heather Hach (Buch) basiert auf Amanda Browns Roman „Legally Blonde“ und der gleichnamigen Filmkomödie mit Reese Witherspoon von 2001.

Inhalt
Quirlige Girliekomödie über eine Blondine, die Liebeskummer nach Harvard bringt, und die dort beweist, dass blond sein nicht blöd sein bedeutet.

Karten & Info
Wien-Ticket: Tel. 01/588 85 www.musicalvienna.at