"Romeo und Julia" im Burgtheater

"Romeo und Julia" im Burgtheater
David Bösch zeigt am Burgtheater Shakespeares "Romeo und Julia". Die Inszenierung ist nicht neu. Aber gut.

E s begann mit einer Publikumsbefragung: Wollt ihr noch mal "Romeo und Julia"? Die letzte Inszenierung, noch unterm Vorgänger und gar nicht so lang her, war nämlich soso lala...

Also hörte Burg-Boss Matthias Hartmann auf seine Erkundigung ein "Ja!".
Und zauberte flugs aus dem Zylinder, was unter seiner Direktion schon in Bochum 2004 und Zürich 2005 ein Erfolg war. Eine sichere Bank, um drauf zu setzen.
David Bösch ist der Regisseur dieser bis dato mit Begeisterung aufgenommenen Arbeit; in Wien (wo er "die Mischung aus alteuropäischer und Balkankultur" mag) war von ihm "Adam Geist" und ist der großartige "Stallerhof" zu sehen. 2006 gewann er mit "Viel Lärm um nichts" das Young Directors Project der Salzburger Festspiele. Kühn und klug änderte er da den Schluss durch einen Schuss, ließ Benedikt im Duell fallen.

Finale

"Diesmal bleiben wir bei Shakespeare", feixt Bösch im KURIER-Gespräch. "Obwohl wir schon drüber diskutiert haben." Er freut sich, nach den beiden düster gefärbten Stücken nun etwas zu zeigen, das "eine andere Naivität, Unverschämtheit, eine andere Freiheit hat". Remake will er das Ganze nicht genannt haben, obwohl "ich keine Lust hatte, die Ästhetik und Fassung des Stücks zu ändern, weil ich glaube, dass beides sehr gut funktioniert. Für mich ist es jedenfalls eine beglückende Erfahrung, etwas anzuschauen, an dem ich so jung gearbeitet habe." Sagt er, Jahrgang 1978. Und fügt hinzu: "Ich glaube überhaupt, dass man 'Romeo und Julia' unter dreißig machen sollte."

Zweieinhalb Stunden soll die Fassung in Wien (Premiere: 29. 10.) dauern. Tempo! Damit das Liebespaar gar nicht dazukommt, dem Dilemma des doppelten Sterbens
auszuweichen. Bösch: "Man trifft sich um drei Uhr Nacht auf der Party, um vier hat man Sex, um acht Uhr morgens wird geheiratet und um neun gibt's erste Tote. Es passiert so viel und das so schnell, dass die gar nicht sagen können: Komm, wir setzen uns ins Auto und hauen einfach ab."

Auto wird's übrigens keines geben. Bösch, das Etikett Jungtalent zwar schon losgeworden, aber immer noch der Direktoren Hoffnung als Jungregisseur für junges Publikum zu sorgen, will "keine modernistische Inszenierung": "Die Montagues sind nicht Amerika und die Capulets nicht der Irak. Wir zeigen eine poetische, märchenhafte Welt, eine Art italienischer Lustgarten mit Wasserspielen. Und wir haben einen Balkon, der zum Sarg wird."

Dass seine Arbeiten mitten ins Herz treffen, wird Bösch vom Feuilleton auch zum Vorwurf gemacht. "Ich kann's nur so", sagt er. "Das ist mein Credo." Emotional sein, eine Geschichte erzählen. "Man macht ja Erfahrungen, die man verarbeiten muss." Zwischen 26 und 33. Stecken also in "Romeo und Julia" eigene unglückliche Liebesgeschichten? "Es gibt eine Szene, in der Romeo erzählt, dass Rosalind ihn sehr verletzte. Das hab' ich 2004 noch gar nicht so verstanden, dass es vor Julia ein Mädchen gab, das ihn richtig fertiggemacht hat. Das ist ein Unterschied zu jetzt. Wenn man schon mal selbst gefallen ist, kennt man die Wunden."

Romeo und Julia: Ab 29. Oktober

Shakespeare Veröffentlichte die Tragödie 1597.

Besetzung An der Burg spielen Yohanna Schwertfeger und der frisch von der Schule kommende Daniel Sträßer das Liebespaar, Bösch: "Ich hoffe, dass ihn vor Publikum nicht der Mut verlässt. Aber die Wiener wissen ja um Debüts und werden ihn sicher unterstützen." Außerdem dabei: Branko Samarovski, Fabian Krüger und André Meyer (beide seit 2004), Daniel Jesch, Ignaz Kirchner, Petra Morzé und Brigitta Furgler.

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