"Romeo und Julia" in Klagenfurt: Die ewig berührende Liebesgeschichte
Die hohen Streicher produzieren beinahe unerträglich schneidende Töne, als Romeo die Meldung vom vermeintlichen Tod seiner geliebten Julia überbracht wird. Er rast völlig konfus hin und her, dann hin zum gläsernen Sarg, den er mit seinen Armen umschlingt.
Das Liebesthema erklingt nochmals leidenschaftlich im Orchester. Nachdem er das Gift genommen hat, erwacht Julia, hält den Sterbenden fest, um dann ebenfalls Selbstmord zu begehen. Liebevoll umarmend gleitet sie quer auf ihren toten Geliebten: So emotional packend lässt Renato Zanella „Romeo und Julia“, das abendfüllende Ballett von Sergej Prokofjew am Klagenfurter Stadttheater als Gastspiel des Balletts der Oper in Ljubljana enden.
In einer von ihm kreierten Fassung stellt der italienische Choreograf neben dem Liebespaar die Frauen in den Mittelpunkt: So werden die Rolle von Julias Mutter, die mit Tybalt ein Verhältnis hat, ebenso wie jene der Rosalinda, in die Romeo hier zu Beginn unglücklich verliebt war, stark aufgewertet. Der ehemalige Ballettchef der Wiener Staatsoper zeigt in einer fantasievollen Choreografie eine Mischung von überwiegend klassischem Ballett gepaart mit Ausdruckstanz, aber auch Modern-Dance.
Dabei wird vom exzellenten Corps de Ballet mit Geschmeidigkeit, technischer Brillanz und hoher Homogenität wie auch Disziplin getanzt. Von den Protagonisten gefallen besonders Nina Noč als anmutige Julia, Kenta Yamamoto als geschmeidiger Romeo, Marin Ino als quirlige Rosalinda, Lukas Zuschlag als brutaler Tybalt, Yuki Seki als eleganter Paris und Hugo Mbeng als drahtiger Mercutio. Nicholas Milton zündet beim Kärntner Sinfonieorchesters die geniale Musik von Prokofjew von Anfang an und lässt den Abend farbenreich und packend werden. Stehende Ovationen!
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