Und sie zeichnet, sagt Mélissa Petit, ein anderes Bild der Julia als gewöhnt: „Diese Juliette ist von Anfang an Rock ’n’ Roll“, sagt die Sängerin im KURIER-Gespräch. „Sie weiß um vieles mehr über die Welt, über die Liebe als sonst. Sie ist alles andere als naiv.“
Und sie steht im Zentrum des Filmgeschehens – Kameras fangen auf der Bühne die Handlung ein. Das macht es, sagt Petit, für die Sängerinnen und Sänger nicht eben leichter: „Die Kamera zeigt absolut alles. Wenn man ein Stück Salat zwischen den Zähnen hat, wird sie es zeigen“, sagt Petit mit einem Lachen. „Es ist schwierig, die ganze Zeit von einem Schatten verfolgt zu werden. Man hat keinen privaten Moment. Als Sänger dreht man sich manchmal weg, um sich zu räuspern. Mit der Kamera geht das nicht, man muss die ganze Zeit in der Rolle bleiben. Wir müssen es für die Kamera glaubwürdig machen, da kann man keine Emotionen spielen. Man muss es fühlen.“
Apropos fühlen: Wie geht es einer Sängerin inmitten all dieser Tragik, die auf die Bühne kommt? „Ich bin so bewegt, speziell am Ende. Ich muss mich da sehr unter Kontrolle halten“, sagt sie. „Das ist manchmal sehr, sehr schwierig. Diese Musik ist so schön geschrieben, sie zerbricht dein Herz in eine Million Stücke. Regisseurin Marie-Eve Signeyrole hat mich gefragt, ob ich an einer Stelle weinen könnte. Ich antwortete: Du musst mich nicht fragen, was werde ich soundso.“
Die Zukunft
Petit hat in Wien bereits das „Schlaue Füchslein“ gesungen und stand zuletzt unter anderem mehrfach mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger (Pfingst-)Festspielen auf der Bühne. Wie kam sie eigentlich zum Singen? „Die Sängerinnenkarriere hat mich gewählt – mehr als umgekehrt“, schildert sie. „Ich habe mit 14 Jahren angefangen, zu singen. Meine Eltern sagten, dass ich eine schöne Stimme habe. Ich mochte die Komplimente! Es fiel mir leicht, und es machte Spaß, aber ich dachte nicht von Anfang an: Das wird mein Beruf werden. Beim ,musica sacra’-Wettbewerb in Rom gewann ich den zweiten Platz – und dann ging es Schlag auf Schlag.“
Aber leichte Karriere ist es keine, oder? „Für die neue Generation ist es wirklich schwierig, Jobs zu finden, die gut bezahlt sind“, sagt Petit. „Immer weniger Menschen wollen diesen Job machen.“ Und es gebe „leider immer noch eine falsche Vorstellung von Oper: dass diese für ältere Menschen ist, nur alte Geschichten erzählt. Das ist nicht wahr.“
Manche Vorurteile sind, obwohl längst überholt, hartnäckig: „Ich treffe immer noch Menschen, die mir sagen: Du bist ja gar nicht dick, wie kannst du Oper singen?“ Opern haben für viele „immer noch die Aura von alt, verstaubt, lang, teuer – und nicht: offen für alle und auch lustig. Wenn die Menschen nicht kommen, weil sie denken, dass es langweilig ist, dann wird die Oper sterben. So traurig das ist.“
Sie selbst hat nach „Roméo et Juliette“ viel vor, heuer wieder Salzburg und Bregenz – aber zuerst einmal: Urlaub.
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