Roman Polanski: Ein Leben voller Dramen

epa03716112 Polish-French director Roman Polanski attends the press conference for 'La Venus a la Fourrure' (Venus in Fur) during the 66th annual Cannes Film Festival in Cannes, France, 25 May 2013. The movie is presented in the Official Competition of the festival, which runs from 15 to 26 May. EPA/SEBASTIEN NOGIER
Biografie: Das bewegte Leben des Roman Polanski – voller Dramen, nicht nur in seinen Filmen, sondern auch im echten Leben

Ein Leben wie ein Film. Raymond Thierry Liebling, den alle Welt als Roman Polanski kennt, sagte: In seiner Seele sei er französisch, in seinem Herzen polnisch. Nach „Der Gott des Gemetzels“ hatte zuletzt im Mai sein jüngster Film „Venus im Pelz“ in Cannes Premiere. Schon vor 30 Jahren machte er sich in seinen Memoiren „Roman by Polanski“ keine Illusionen: „Viele halten mich für einen bösen, verderbten Zwerg.“

Viele Filme und Schlagzeilen später erscheint kurz vor seinem 80. Geburtstag: „Polanski“ von Paul Werner. Eine Lebensgeschichte, die ein Polanski-Drehbuch sein könnte, voll der Gewalttätigkeiten und Obsessionen, die auch seine Filme spicken, wird dabei brav und detailreich mit der Akribie eines Buchhalters abgearbeitet.

Der Zehnjährige entflieht allein dem Krakauer Getto und beißt sich, nachdem die Mutter in Auschwitz ermordet worden war, als einsamer, kleiner Wolf durchs Leben. Sein erster Kurzfilm heißt „Mord“ und zeigt auch einen: Ein Messerstecher bringt einen Schlafenden um. Die Schreckensbilder seiner Kindheit und Jugend bringt er auf die Leinwand: „Der Pianist“ nach den Memoiren von Wladyslaw Szpilman wird mit einem Oscar prämiert.

Zerrissenes Leben

Ein Schlag für den Mann, der erklärt, die Grenze „zwischen Fantasie und Realität“ sei für ihn „hoffnungslos verwischt“, ist der Mord an seiner hochschwangeren Frau Sharon Tate 1969 durch eine Hippie-Bande rund um Charles Manson in Los Angeles. Nach ungesetzlichem Sex mit einer Minderjährigen 1977 verfolgt ihn die US-Justiz bis heute: Die nun 50 Jahre alte Samantha Geimer bringt im Herbst selbst ein Buch heraus: „The Girl: A Life In The Shadow Of Roman Polanski“.

Der will nur Filme machen, sonst seine Ruhe. Und am allerwenigsten mit Journalisten reden. Wenn er es doch hin und wieder tut, kann er witzig sein: „Vielleicht bin ich ein ewiges Kind.“ Dann verrät er, welche Frauen ihn für seine Filme instinktiv interessieren: „Frauen, die außerhalb des Normalen sind, die einen ungewöhnlichen, etwas neurotischen Charakter haben, überhaupt durch ihren Charakter mehr als durch alles andere wirken.“

Roman Polanski: Ein Leben voller Dramen
Cover
Aber kaum etwas davon ist bei Paul Werner zu erfahren. Und Polanski? Der überlegt, mit 80 mit Yoga anzufangen: „Ernsthaft. Jetzt, in meinem Alter, wenn das kraftvolle Pumpen nachlässt.“ Und erinnert in der Welt daran: „Es gibt ein gutes Buch von einem österreichischen Psychiater – Viktor Frankl, der im Konzentrationslager war. Er schreibt darüber, wie ihm Humor geholfen hat, das Schreckliche zu überleben.“ Da macht’s plötzlich wieder mehr Freude, Zeitung zu lesen als Biografien.

KURIER-Wertung: *** von *****

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