Roger Moore wird 89: Alles Roger?

Roger Moore wird 89: Alles Roger?
Roger Moore, der entspannteste aller James Bonds, wird heuer 89 Jahre alt. Und hat so viel zu erzählen, dass er nun schon seine dritte Biografie verfasst hat.

Ob James Bond, Simon Templar oder Lord Brett Sinclair („Die Zwei“). Wer an Roger Moore denkt, denkt auch an diese Rollen – und umgekehrt. Aber er war noch mehr, wesentlich mehr. Und zwar in einem solchen Ausmaß, dass er mit „Last Man Standing: Bekenntnisse des letzten Gentlemans“ innerhalb weniger Jahre seine bereits dritte Biografie verfasst hat. Nach „Mein Name ist Bond … James Bond“ (2009) und „Bond über Bond“ (2012) jetzt also weitere Erinnerungen mit Schmäh und Fleisch. Viel Schmäh. Und sehr viel Fleisch.

„Als ich 1954 nach Hollywood kam und bei MGM meinen Dienst antrat, war auch Grace Kelly dort unter Vertrag“, startet die Bio behäbig, um nur vier Sätze später in einen Aufschrei überzugehen: „Ich habe keine solchen Titten!“

Wie bitte? Die Bosse des MGM-Studios hatten auf den Plakaten zu ihrem Film „Grünes Feuer“ der späteren monegassischen Fürstin den Kopf auf Ava Gardners Oberkörper setzen lassen und der wirkte oh, là, là – irgendwie aufgeblasen!

Roger Moore wird 89: Alles Roger?
DAS VIERTE drehte mit Sir Roger in seiner Wahlheimat Monaco anlässlich des Starts der Serien ?Die 2? und ?Simon Templar? (auf DAS VIERTE ab Sonntag, 2. September, 20.15 Uhr und 21.15 Uhr). In einem Exklusiv-Interview spricht Sir Roger mit DAS VIERTE über die damaligen Dreharbeiten, seinen Partner Tony Curtis in ?Die 2? und sein Leben als ?britischer Gentleman?, sowie seine Paraderolle als ?James Bond 007? (zu sehen am 2. September, 20.10 Uhr: Roger Moore exklusiv - Teil 1; 21.10 Uhr: Roger Moore exklusiv - Teil 2) Honorarfrei nur im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Buches "Last Man Standing" Anfragen an: Susanne Schmutterer Buchverlage LangenMüller Herbig nymphenburger terra magica Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Thomas-Wimmer-Ring 11, 80539 München Tel.: 089-29088-119 Fax: 089-29088-178 Email: s.schmutterer@herbig.net www.herbig.net

Ava Gardner, die zweite: Von ihr, die das Blut von Mickey Rooney, Artie Shaw, Frank Sinatra, nicht wenigen anderen Stars und mindestens einem Stierkämpfer in Wallung gebracht hat, weiß Sir Roger folgende Anekdote auszuplaudern: Robert Mitchum soll 1951 bei den Dreharbeiten zu „My Forbidden Past“ großes Interesse an der Amazone bekundet haben. Beide waren bei Filmmogul und Multimilliardär Howard Hughes unter Vertrag, mit dem Ava ebenfalls liiert gewesen war. Mitchum rief seinen Boss an und fragte: „Was dagegen, wenn ich mit Ava schlafe?“ – „Wenn du es nicht tust“, erwiderte Hughes, „werden dich alle für schwul halten.“

Unbekannte Aspekte der Filmgeschichte

„Last Man Standing: Bekenntnisse des letzten Gentlemans“ ist natürlich mehr als eine Enzyklopädie zotiger Episoden. Roger Moores Erinnerungen geben auch einen willkommenen Einblick in bisher unbekannte Aspekte der Filmgeschichte. Schon lange vor den Dreharbeiten zu seinem ersten James Bond, „Leben und sterben lassen“, war Moore in vielen Ecken der britischen Pinewood-Filmstudios zu Hause. Und wurde so Zeuge, als 1952 mit Walt Disney, der sich zwischen- zeitlich eingemietet hatte, neue Betriebsamkeit ins Herz der englischen Filmindustrie einzog: „Statt zwei Mal am Tag Service vom Teewagen gab es auf einmal rund um die Uhr Erfrischungen.“

Wer eher auf Handfestes steht, kann froh sein, dass der im Jahr 2003 zum Knight Commander of the British Empire ernannte Schauspieler sich auch lieber an Zotiges erinnert. So räumt er frank und frei ein, dass es während der Dreharbeiten mitunter immer schon sehr ungezwungen zugegangen sei. Bei den Aufnahmen zu „Raub der Sabinerinnen“ (1962) etwa mussten am Studiogelände der römischen Cinecittà unterschiedliche Fassungen gefilmt werden. Eine für die prüden USA, die andere – sehr zur Freude der Filmcrew – für das lockere Südamerika. Location war ein Wasserbecken. Und Action!

„Mit einem Mal begannen die Damen, sich ihrer Oberteile zu entledigen – und damit das Interesse der Crew noch zu steigern“, macht Moore die Münder seiner männlichen Leserschaft wässrig. Aber es kommt noch schärfer. Auftritt einer nicht näher genannten Miss Österreich, „deren Oberweite sich als hervorragende Schwimmhilfe erwies.“ Als wäre das schon der Höhepunkt des Drehs, hieß es nach dieser Szene: „Danke, Schnitt! Und jetzt bitte ausziehen, wir drehen die kontinentale Version.“ Es bleibt ein Geheimnis, ob dies nur eine Finte der Filmcrew war. Für den Dreh an einem Freitagnachmittag nach sechzehn Uhr, bei dem auch alle Beleuchter und Bühnenhelfer bereitwillig anboten, zu bleiben, wurden später keine Überstunden beantragt …

Man darf annehmen, dass sich Mr. Moore dabei wir ein Sir verhielt. Als Kenner der anderen Bond-Biografien weiß man, dass er eben während dieser Dreharbeiten an dem „Sabinerinnen“-Drama seine dritte Ehefrau kennengelernt hat: Luisa Mattioli.

Schnitt. Für Daniel Craig, den aktuellen Bond, ist Roger Moore voll des Lobes: „Er ist der perfekte 007 und sieht aus, als könne er tatsächlich jemanden töten“, schreibt er in seinem Buch. „Ich dagegen habe (die Gegner; Anm.) einfach zu Tode geknuddelt oder gelangweilt.“

Vermutlich erwies sich ja Lana Turner als eine zu gute Lehrerin, als sie ihn 1956 in Hollywood während der Dreharbeiten zu „Diane – Kurtisane von Frankreich“ unter die Fittiche genommen hat. „Viel Leidenschaft, wenig Druck“, war der Tipp der damals bereits zum fünften Mal verheirateten Turner gewesen, bevor es zur ersten Kuss-Szene mit dem Film-Prinz Heinrich gekommen war. Moore dazu etwas eingeschnappt in seinem Buch: „Ich hatte meine Technik eigentlich für ziemlich gut gehalten – schließlich war ich schon zwei Mal verheiratet gewesen und hatte diesbezüglich kaum Klagen gehört.“

Body-Clinch mit Grace Jones

Wie bitte? Ein Klage sollte es später doch einmal geben, und zwar vom jamaikanischen Überstar Grace Jones. Kein Wunder, sie stand James Bond vor mehr als dreißig Jahren als durchtrainierte Kampfmaschine May Day gegenüber. In ihren im Vorjahr erschienenen Memoiren „I’ll Never Write My Memoires“ erwähnt die Disco- und Style-Queen, dass sie Roger Moore während ihrer „Liebesszene“ in „James Bond 007 – Im Angesicht des Todes“ (1985) angefleht hat: „Du machst mir Angst. Bitte, schau mich nicht so derart giftig an.“

Der Body-Clinch mit der Sängerin und Schauspielerin dürfte bei dem britischen Sir tatsächlich ein Trauma hinterlassen haben. Vor kurzem erst wurde er auf seiner Facebook-Seite von einem Fan gefragt, ob es bei seinen vielen Bond-Filmen eine Stuntszene gegeben habe, vor der er sich wirklich gefürchtet habe. Roger Moore trocken: „Ja, die Liebesszene mit Grace Jones.“ (In einem tragischen letzten Eintrag auf Moores Facebook-Seite gibt der Schauspieler den Tod seiner Tochter Christina bekannt.)

Insgesamt 71 Jahre im Showbiz, zwölf davon als James Bond. Das wird Sir Roger Moore in diesem Universum sicher keiner so schnell nachmachen. Auch sein Tatendurst ist verblüffend. Vor fünf Jahren spielte er noch eine Hauptrolle in der US-Romanze „Eine Prinzessin zu Weihnachten“.

Spielt Roger Moore gar auch im nächsten Bond? Wie es derzeit ausschaut, hat Daniel Craig ja jegliche weitere Bond-Mitarbeit aufgekündigt. Sir Roger hingegen stellte jüngst via Facebook in Aussicht, dass er für ein nächstes Agentenabenteuer zur Verfügung stünde, zumindest mit einem Gastauftritt:

„Es müsste aber im Sitzen sein und mit nur wenigen Zeilen Dialog.“ Für Actionszenen – „etwa aus dem Sessel steigen“ – bräuchte er augenscheinlich ein Double. Seine Liebesszenen jedoch, fügt er an, „werde er gerne weiter selbst spielen.“

Humor trotz körperlicher Einschränkungen

Man sieht, dieser Bond beweist trotz Diabetes, Herzschrittmacher und Problemen mit den Nieren weiterhin Humor. Und er lässt andere an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben.

Die nächste Gelegenheit, die Legende live zu erleben, ist am 13. November im Royal Theatre in Norwich. Da steht ein „Afternoon with Sir Roger Moore“ auf dem Programm. Der dann bereits 89-Jährige wird dabei aus seinem Buch vorlesen und Fragen aus dem Publikum beantworten. Vielleicht auch jene, was er eigentlich von einer „Jane Bond“ hielte, falls sich Bewerber für die Paraderolle noch lange so zieren wie Daniel Craig ...

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