Das führte zu der bizarren Situation, dass Hodgson, der für die Band Klassiker wie „Dreamer“, „Give A Little Bit“ und „It’s Raining Again“ geschrieben und mit seiner hohen Singstimme geprägt hatte, derjenige ist, der wie Supertramp klingt, während Davies mit seinem erdigeren, bluesigen Gesang zwar unter dem Namen Supertramp weitermachte, aber nicht ganz das liefern konnte, was sich die meisten Fans erwarteten.
Auch um die Verbindung Supertramp-Hodgson zu verdeutlichen, nannte der 69-Jährige die Tour, die ihn am 5. November auch in die Wiener Stadthalle führt, nach einem der bekanntesten Alben der Band „Breakfast In
Amerika“. Das Programm beschränkt sich aber keineswegs nur auf die Hits dieser Platte. Hodgson spielt wirklich alles, was sich Supertramp-Fans wünschen, schiebt nur ganz wenige Solo-Songs dazwischen.
„Ich habe nie bereut, dass ich ausgestiegen bin“, sagt Hodgson. „Ich wusste, dass ich mein Leben ändern musste, brauchte dringend eine Pause von der Industrie und dem ewigen Album-Tour-Album-Tour-Zyklus. Außerdem hatte ich Kinder bekommen, bin mit der Familie nach
Kalifornien gezogen und wusste, dass ich es später bereuen werde, wenn ich nicht jetzt lerne, Vater zu sein.“
Immer wieder betonte Hodgson in Interviews, dass die Trennung von der Band nicht an Streitereien mit
Rick Davis lagen. „Wir hatten in Supertramp immer eine sehr gesunde Form des Wettstreits und der wurde auch gegen Schluss nie destruktiv. Wenn zwei Songwriter in einer Band sind, hilft diese sogenannte Konkurrenz jedem der beiden, besser zu werden. Und ich liebte Ricks Musik und ich liebte es, sie mit ihm zu arrangieren und zum Leben zu erwecken. Es war die Business-Konstellation rund um die Band, die es schwierig machte, kreativ zu sein.“
Das heißt aber nicht, dass Hodgson und Davies all die Jahre Freunde geblieben sind. Denn Davies begann nach fünf Jahren – entgegen der Handschlag-Abmachung, die nie als Vertrag niedergeschrieben war – doch Hodgsons Songs zu spielen, weil die einfach die größeren Supertramp-Hits waren: „Da habe ich mich total betrogen gefühlt. Ich hatte 14 Jahre mit Rick verbracht und gedacht, ich könnte ihm vertrauen.“
Trotzdem schlug Hodgson Davies 2010 vor, für ein paar spezielle Supertramp-Konzerte dazuzukommen, was aber von Davies mit der Begründung abgeschmettert wurde, dass davon nur Hodgson profitieren würde. „Meine Meinung war, dass wir beide davon profitieren, vor allem aber die Fans, die sich das so sehr wünschen.“
Jetzt ist Hodgson mit Davis, der 2015 eine Krebs-Diagnose bekam und erst Ende vorigen Jahres verlautete, die gesundheitlichen Probleme zum Großteil überwunden zu haben, „in gelegentlichem Kontakt“, konzentriert sich aber lieber auf seine eigene Tour. „Mein Publikum wird immer größer und es kommen auch sehr viele junge Leute, was fantastisch ist. Denn ich finde, das die Musik von uns Alten mehr Substanz und Bedeutung hat, als das was heute in den Charts ist. Es wär schön, wenn die Jungen kommen, weil ihnen das aufgefallen ist.“
Erholung für die Tour findet Hodgson in den Tiroler Alpen: „Da habe ich einen kleinen Ort, in den ich mich zurückziehen und in Ruhe meditieren kann. Denn nur dann bekomme ich Antworten auf die vielen Fragen des Lebens, die mich auch in meinen Songs beschäftigen.“
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