„Das war schon ein Schock, weil wir wirklich alle Vorkehrungen getroffen hatten, dass das nicht passiert“, erinnert sich Slash im Interview mit dem KURIER. „Nach und nach hatten wir dann fast alle positive Tests. Auch ich selbst. Aber ich hatte ein paar Tage zuvor meine Impfung bekommen und hatte überhaupt keine Symptome. Aber Myles und unseren Drummer Brent Fritz hat es schwer erwischt. Vier Tage habe ich mir wirklich Sorgen um sie gemacht. Aber sie haben es überwunden und wir konnten das Album fertigstellen.“
Freitag erscheint das schlicht „4“ betitelte Album. Das bringt zwar im Sound keine Innovation, der harte Rock aber fokussiert sich wie immer bei Slash auf die Songs und die von Myles Kennedy geschriebenen Melodien anstatt auf lange Soli und das virtuose Spiel des 56-Jährigen.
„Was mich am meisten beeindruckt hat, als ich mit dem Gitarrespielen begann, waren Soli, die den Song akzentuierten, sozusagen die zweite Melodie-Stimme waren, die das Feeling des Songs weitertrugen“, erklärt Slash. „Ausgedehnte Soli, die nur dazu da sind, das Können zu zeigen, hab’ ich eigentlich nie gemocht.“
Was „4“ ebenfalls auszeichnet, ist eine unbändige Energie, die man so roh und direkt sonst nur bei Liveshows bekommt. Das, sagt der in England geborene, seit dem fünften Lebensjahr in Los Angeles lebende Musiker, liege daran, dass „4“ so ähnlich aufgenommen wurde.
„Wir standen alle zusammen im selben Raum und spielten, als wären wir auf einer Bühne, aber eben ohne Publikum. Aus dieser Interaktion, wenn man sich in die Augen schauen kann und aufgrund der Körpersprache vorausahnen kann, wann wer was spielt, entsteht eine Energie, die meiner Meinung nach verloren geht, wenn man die einzelnen Instrumente getrennt aufnimmt und danach zusammenstoppelt. Und was sicher auch dazu beigetragen hat, war, dass wir alle so froh waren, dass wir nach dem Lockdown endlich wieder zusammen spielen konnten.“
Das erste Pandemiejahr war für Slash nämlich eine „wirklich trostlose“ Zeit. Immer schon hatte er gesagt, dass es an der Langeweile zwischen den Auftritten lag, dass er in der Hochblüte der Guns-N’-Roses-Karriere süchtig auf Heroin und Alkohol geworden war. Mehrmals überlebte er die Überdosis. Nach der letzten auf Tour in San Francisco war Slash sogar acht Minuten tot gewesen.
„Ich bin nach wie vor absolut schlecht darin, nur rumzusitzen und nichts zu tun. Also habe ich mich im Lockdown durch viel Arbeit abgelenkt. Ich habe Sachen für Guns N’ Roses gemacht, dieses Album mit den Conspirators und ein paar Sessions gespielt. Aber das macht man schon in der Hoffnung, dass all das irgendwann erscheint. Dass alles so unsicher ist, musste ich fast verleugnen. Da war wirklich Geduld gefragt. Davon hatte ich bisher nicht viel, aber ich habe jetzt viel darüber gelernt.“
So konnte Slashs Freundin Meegan Hodges ihm voriges Jahr mit einem Instagram-Beitrag dazu gratulieren, dass er seit 15 Jahren clean ist. Aber das, sagt er, sei ihm nicht schwergefallen.
„Zu merken, wie sehr diese – sagen wir außerprotokollarischen Aktivitäten – meine Arbeit überschatten und mich und das, was ich mache, negativ beeinflussen, hat mir viel dabei geholfen, clean zu werden. Es hat zwar ewig lang gedauert, bis ich mich dafür entschieden habe. Aber als ich das hatte, habe ich nie wieder zurückgeschaut. Ich hatte danach auch nie dieses Verlangen nach Drogen oder Alkohol. Und das liegt sicher auch daran, dass ich zu viele Erinnerungen daran habe, wie miserabel es mir in der Zeit davor gegangen ist.“
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