Gegen die Angepassten
Ob Robert Lettner einen Vergleich mit dem populären Kunst-Anarcho abgelehnt oder begrüßt hätte, lässt sich nicht mehr erfragen, der Künstler starb 2012. Dass er ein durch und durch widerständiger Geist war, ist aber vielfach belegt. Seit seiner Kindheit politisiert – Lettner kam 1943 in einem NS-Internierungslager in Frankreich zur Welt, die Eltern waren antifaschistische Widerstandskämpfer – hielt er auch als Erwachsener harte Distanz zu allem Angepassten.
So heißt die Ausstellung, die die Kunsthändler Giese und Schweiger zum Gedenken an Lettners Geburtstag (er wäre im vergangenen Mai 80 geworden) einrichteten, also „Widerstandsbilder“: Im Zentrum stehen 14 Gemälde, die sich die Formen und die schnelle Maltechnik von Pop-Art und Agitationsbildern zunutze machen, ohne aber selbst zu agitieren. Bei Lettner sind Formen verschwommen, Körper abgeschnitten, Botschaften widersprüchlich.
Neben einem kopflosen, mit Orden beladenen russischen Offizier zeigt die Wiener Schau etwa Motive, die der Künstler Berichten über die Rote Armee Fraktion (RAF) entnahm.
„Robert Lettner spürte nie die klammheimliche Freude, die manche Linke bei den Gewalttaten der RAF empfanden“, schrieb der Publizist Peter Menasse dazu. Dass er Handgranaten und andere Utensilien der RAF in Pop-Art-Manier isolierte und als „Stillleben“ bezeichnete, sollte den Blick auf die Verfehltheit der Gewalt unterstreichen – es war aber natürlich auch Provokation. Das Werk, das seit der Albertina-Schau „The Beginning“ 2020 langsam wieder entdeckt wird, ist jedenfalls visuell vorausweisend – und gibt noch einiges zu kiefeln auf.
Bis 3. 11., Akademiestraße 1, 1010 Wien. Infos/Öffnungszeiten: gieseundschweiger.at
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