Robbie Williams: Weniger Zirkus, mehr Schmäh

Robbie bleibt Robbie: Eine clowneske Einlage muss sein – auch wenn er sich mit der heurigen Show (Fotos vom Tourauftakt in Barcelona) mehr auf die Musik konzentriert
Robbie Williams zeigt morgen und übermorgen in Linz seine neue Show. Am Samstag war er in Bratislava.

Ich bin Robbie Williams. Ich mag Kino, Fußball und Sex!" Weil er mit seiner neuen "Let Me Entertain You"-Show Samstagabend das erste Mal in der Slowakei gastierte, dachte Robbie Williams, er sollte sich den 8800 Fans in Slovnaft Arena von Bratislava erstmal richtig vorstellen.

Am Dienstag und auch am Mittwoch zeigt der britische Superstar diese Show auch in der seit Monaten ausverkauften TipsArena von Linz. Als beliebter Stammgast in Österreich wird er dabei diese spitzbübische Selbst-Charakterisierung möglicherweise auslassen. Vielleicht aber auch nicht. Denn die "Let Me Entertain You"- Show ist genau darauf aufgebaut: Es gibt mehr von diesem typischen Robbie-Schmäh und weniger Zirkus als bei bisherigen Williams-Konzerten. Mehr Musik, dafür kaum Kostümwechsel und Showgags. Und kein einziges Flugmanöver. Williams bleibt mit "Let Me Entertain You" fest am Boden, konzentriert sich auf seine Qualitäten als Sänger, Musiker und selbstironischer Alleinunterhalter, als der er seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat.

Den spielt er gleich zu Beginn aus: Auf der gigantischen Videowand leuchten animierende, teils aus seinen Songtexten entlehnte Sätze auf, die das Publikum auf Touren bringen, bevor Williams zu Klängen aus "Carmina Burana" als Schattenspiel über die Leinwand geistert und dann – natürlich – mit "Let Me Entertain You" live loslegt. Warum er dafür Teufelshörner auf dem Kopf hat, bleibt ein Geheimnis.

Coverversionen

Dafür zeigt sich gleich: Mit 41 ist der zweifache Vater fitter denn je. Er tanzt und twistet, macht den Spagat und Liegestütz, rutscht auf den Knien, um die Hände der Fans in den vorderen Reihen zu schütteln.

Tänzer hat Williams diesmal keine dabei. Manchmal geht der Chor mit ihm auf den Laufsteg-Bogen, der bis in die Mitte der Halle reicht. Aber meist steht er alleine dort, singt Hits wie "Monsoon" und "Rock DJ" und vor "Bodies" eine Coverversion von "Royals" von Lorde.

Überhaupt hat er neben Songs seiner Swing-Alben erstaunlich viele Coverversionen von Rock-Klassikern im Programm: "We Will Rock You" von Queen, "I Love Rock ’n’ Roll" von Joan Jett und "I Still Haven’t Found What I’m Looking For" von U2.

Aber auch die Interpretationen des eigenen Materials bringen Abwechslung in das gewohnte "Greatest Hits"-Schema der Williams-Shows. Für "The Road To Mandalay" holt Robbie sich die Vorgruppe, die Alternative-Country-Band Baskery auf die Bühne.

Männerchor

Es gibt einen lupenreinen A-cappella-Männerchor, und eine ganze Weile sitzt Williams auf einem Barhocker und spielt selbst die akustische Gitarre. Da ist er dann wieder voll präsent, der typische Robbie-Schmäh: Nachdem er herzzerreißend glaubwürdig erzählt hat, wie sehr er auf Tour seine Tochter Teddy vermisst, stimmt er einen neuen Song an, den er für den sechs Monate alten Sohn Charlton geschrieben hat. In dem erzählt er dem Junior wenig sentimental, was für ein "Motherfucker" der Papa ist.

Ein paar Reminiszenzen an ältere, bombastischere Shows gibt es aber doch. So feiern am Schluss drei glitzernde Williams-Köpfe aus der "Take The Crown"-Show ein Comeback. Natürlich holt sich der unbeirrbare Charmeur auch diesmal wieder eine Verehrerin aus dem Publikum auf die Bühne, die er in ein aufgestelltes Bett mitnimmt. Und wie immer ist die Zugabe – mit einer Coverversion von "Bohemian Rhapsody" vor dem nach wie vor grandiosen "Angels" – ein einziger Triumphzug.

Kommentare