Es beginnt 1990 in Manchester. Man sieht zwei junge Männer am Boden sitzen und Gameboy spielen. Kurz darauf proben sie mit drei anderen eine Choreografie. Diese fünf Männer sollen die britischen New Kids On The Block werden. Und das wird Take That gelingen.
Abscheu für Gary Barlow
Robbie Williams geht es bei diesen Bildern nicht anders, als jedem anderen, der Fotos oder gar Videos von sich selbst als 16-Jähriger sieht: „Fuck, war ich jung“, sagt er. Ja, und genau das war das Problem. Mit 16 Jahren war er deutlich jünger als seine Kollegen. Das „Hineintunken in die Erwachsenenwelt“, das ein 24/7-Arbeitsleben in einer Boyband mitbringt, inklusive Massenpsychose der weiblichen Fans im Teenager-Alter, war für Williams zu viel. Die Spannungen zwischen ihm und Gary Barlow nennt er einen „Druckkochtopf“. „Er hatte diese Mischung aus Selbstbewusstsein und Kälte“, sagt der „alte Robbie“. „Ein großer Teil von mir verabscheute ihn damals.“ Eine kurze Aufnahme lässt dies erahnen: Robbie fragt Gary leicht frotzelnd, ob nicht er vorne sitzen möchte statt ihm. In Garys Blick spiegelt sich wenn nicht Hass, so doch einiges an Genervtheit.
Man weiß, wohin das geführt hat: Williams verließ die Band, seine Alkohol- und Drogensucht eskalierte, mitten in der Produktion seines ersten Solo-Albums musste er in die Entzugsklinik. Wie er auf dem Weg dahin noch sarkastische Witze reißt, ist für den „alten Robbie“ zu viel. Er klappt den Laptop zu.
In vier Folgen lässt Williams, das nun faltige Gesicht geläutert ausgeleuchtet, auf Netflix seine Höhen und Tiefen Revue passieren. Das ist nicht nur für Fans und Society-Reporter interessant, sondern für alle, die sich für die Dynamiken der Pop-Maschinerie interessieren. Ein paar Gänsehaut-Momente gibt es auch, Stichwort „Angels“ – vom Besenkammerl-A Cappella zum Stadionheuler.
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