Auch wenn man von Robbie Williams hierzulande seit seinem Album „The Heavy Entertainment Show“ und dem Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion im August 2017 wenig gehört hat, war der Ex-Take-That-Sänger nicht untätig: Mit seinem Freund Gary Barlow von Take That arbeitete er an dem Musical „The Band“ und mit „Angels“-Co-Komponist Guy Chambers an dem Musical „The Boy In The Dress“. Zu Beginn des Jahres veröffentlichte er ein Album mit B-Seiten, zwischendurch saß er mit seiner Frau Ayda Field in der Jury der Casting-Show „X-Factor“ und hatte mit seiner Show eine Residenz in Las Vegas. Mit dem Freitag erscheinenden Weihnachts-Doppelalbum „The Christmas Present“ kehrt er jetzt wieder auf die Weltbühne zurück.
KURIER: Was ist ihre früheste Erinnerung an Weihnachten?
Robbie Williams: Ich erinnere mich, dass ich einmal in das Wohnzimmer gekommen bin und das Sofa voll mit Geschenken war. Ich muss ungefähr fünf Jahre alt gewesen sein, und das war so extrem aufregend. Allerdings, wenn ich es mir heute überlege: Meine Mutter und mein Vater hatten sich da gerade getrennt und das waren wahrscheinlich lauter Schuldgefühl-Geschenke von meiner Mum. Damals habe ich natürlich gar nicht an so etwas gedacht. Da schrie ich nur: Unglaublich!
Sie haben viele Swing-Songs auf „The Christmas Present“ . . .
Es gibt schon auch andere Stile. Aber klar, das Weihnachtsgenre eignet sich sehr gut für diesen Glamour, die üppigen Streicher und den Stil der 50-er-Jahre. Einige Weihnachtsklassiker, die ich gecovert habe, stammen auch aus dieser Zeit. Und ich bin ja ein riesiger Fan von Swing.
Ist Ihnen Pop langweilig geworden?
Nein, nicht wirklich. Aber ich habe ADS, kann mich nicht lange auf eine Sache konzentrieren und muss immer wieder neue Sachen finden, die mich begeistern. Für drei Jahre – denn so lange habe ich an diesen Weihnachtssongs gearbeitet – war es das Ziel, einen Klassiker zu schreiben, der jedes Jahr zu Weihnachten wieder ausgegraben wird und wieder und wieder gespielt wird – bis er den Leuten auf die Nerven geht.
Der Song „Idlewild“ handelt von einem Weihnachten auf Drogen . . .
Stimmt. Eigentlich wäre das ein großartiger Songtitel: „Weihnachten auf Drogen“!
Sie sind aber seit Jahren clean, haben das hinter sich gelassen. Wieso kommen Sie jetzt darauf zurück?
Es ist ja nur ein Song. Aber man sagt, man soll nur über das schreiben, was man kennt. Deshalb schreibe ich sehr autobiografische Songs. Und das war ein speziell eindrückliches Weihnachten in meinem Leben, denn ich hatte viel Spaß dabei. Das war natürlich bevor ich wusste, dass ich ein Problem mit Drogen habe. Wenn du das einmal weißt, gibt es kein Zurück, dann hört der Spaß auf und du musst etwas ändern. Das habe ich. Ich nehme seit vielen Jahren keine Drogen mehr. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man das je ganz hinter sich lassen kann. Ich muss schon noch aufpassen, dass ich in Bezug drauf nicht zu selbstgefällig und sicher werde und mich gegen Versuchungen schützen. Die Rückfallgefahr lauert immer noch überall und hinter jeder Ecke.
Hatten Sie je das Gefühl, in Songs zu viel preisgegeben zu haben?
Damit hatte ich nie ein Problem. Ich bin ein dramatischer Über-Preisgeber, und es ist schwer für mich, mich nicht so weit hinauszulehnen. Manchmal bereue ich das für einen Moment. Aber nie lange.
„Snowflakes“ beschreibt Weihnachten, wie es jetzt in der Williams-Familie in Los Angeles gefeiert wird. Gibt es die Tante wirklich, die an der Weihnachtstafel von Trump schwärmt und damit peinliche Stille auslöst, weil alle anderen liberal sind?
Vielleicht. Einiges in meinen Songs ist schon auch künstlerische Gestaltung. Aber im Wesentlichen beschreibt der Song schon Weihnachten, wie wir es jetzt feiern. Denn ich liebe Weihnachten und die Adventzeit. Überhaupt seitdem ich Kinder habe. Und meine Frau ist unglaublich gut darin, Weihnachten so zu gestalten, dass wir alle großartige Erinnerungen daran haben.
Einer Ihrer Gäste ist Helene Fischer, die mit Ihnen den Klassiker „Santa Baby“ singt. Was mögen Sie an ihr?
Ich habe sie schon vor längerer Zeit bei einer Awards-Show getroffen und fand sofort, dass sie eine sehr liebenswerte Lady ist. Dann habe ich mehr darüber herausgefunden, was sie macht: Sie ist eine Showbiz-Athletin, die sehr ernst nimmt was sie tut, viel Arbeit in die Auftritte steckt und hervorragend umsetzt, was sie sich vornimmt. Zusätzlich hat sie eine tolle Stimme und sieht auch noch gut aus.
Auch Rod Stewart ist einer Ihrer Gäste. Haben Sie ihn beim Fußballspielen in L.A. kennengelernt?
Rod kannte ich schon, bevor ich in Los Angeles war. Ich war immer ein Fan von ihm, weil er ein so charmanter und charismatischer Mann ist. Wir haben auch schon zusammen Fußball gespielt, das geht aber jetzt wegen meiner Rückenprobleme nicht mehr. Ich habe Arthritis im Rücken. Für die Bühne macht mir das keine Probleme, aber einen Ball kicken kann ich momentan nicht.
Sie singen auch mit dem Boxer Tyson Fury. Wie kam es dazu?
Ich liebe Boxen, boxe auch selbst. Als ich in Las Vegas spielte, ging ich zu einem seiner Kämpfe. Dabei durfte ich ihn kennenlernen, hab ihn gefragt, und es ist tatsächlich dazu gekommen. Was super ist! Denn weil Tyson so ein starker Charakter ist, ist sein Beitrag derjenige, der mir am meisten Aufmerksamkeit für das Album eingebracht hat.
Das klingt als wäre Ihnen Erfolg extrem wichtig. Warum? Sie haben doch schon alles erreicht, was man in diesem Business erreichen kann.
Ich bin ein unglaublich wetteifernder Charakter. Ich wäre nicht da, wo ich bin, wenn ich nicht so erfolgshungrig wäre. Ich glaube, ich habe mehr Konkurrenzdenken als Talent. Das ist meine Natur und das hat auch nie aufgehört. Das Wichtigste für mich ist jetzt, alles zu tun, was ich tun kann, dass „The Christmas Present“ ein Erfolg wird. Deshalb habe ich auch noch nicht darüber nachgedacht, was ich danach machen werde.
In „Coco’s Christmas Lullaby Reprise“ sagen Sie, Sie glauben, dass sich nach diesem Jahr, in dem Vieles falsch lief, 2020 doch alles zum Besseren wenden wird. Woher nehmen Sie diese Positivität?
Ich habe im Moment Frieden in meiner Seele und alle Freiheiten, die ich mir wünsche. Das war nicht immer so. Manche Weihnachten sind die schlimmste Zeit, die du haben kannst. Auch das habe ich schon erfahren und darüber den Song „No Christmas“ geschrieben. Aber im Prinzip bin ich jetzt persönlich total glücklich und zufrieden.
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