"Ring" in Bayreuth mit einer Kindesentführung
Am Sonntag haben die Bayreuther Festspiele - nach einem vorgezogenen "Tristan" - so richtig begonnen. Mit einem neuen "Ring", inszeniert vom 33-jährigen Österreicher Valentin Schwarz, dem jüngsten Bayreuther "Ring"-Regisseur seit dem legendären Patrice Chereau.
Bereits seine Sicht auf "Rheingold", den Vorabend zu Richard Wagners Tetralogie, spaltete das Publikum, damit ist er jedoch am Grünen Hügel in bester Gesellschaft.
Es ist freilich noch viel zu früh, um zu beurteilen, worauf dieser "Ring" hinausläuft. Aber äußerst ungewöhnlich war schon der Auftakt. Diesmal stiehlt Alberich nicht den Goldschatz aus dem Rhein, der hier ein Swimmingpool ist, sondern entführt das Kind einer Rheintochter. Nibelheim ist ein Kindergarten mit Mädchen und dem entführten Buben, der sich als sehr schlimm und destruktiv herausstellt - zu viel Gold verdirbt offenbar.
Wotan ist ein ziemlich übler, korrupter Geselle und spielt das Spiel um Macht und Geld willig mit. Statt mit einem Speer hantiert er mit Hanteln (Donner wird dann später anstelle eines Blitzes einen Golfschläger verwenden). Die Riesen sehen aus wie die Bösen aus "4 Blocks". Und die Optik erinnert an aktuelle Streaming-Serien. Mit diesem "Rheingold" ist Valentin Schwarz ein beachtlicher Cliffhanger gelungen - nächste Folge morgen mit "Walküre".
Luft nach oben
Gesungen wird gut von Olafur Sigurdarson (Alberich), am besten von Okka von der Damerau (Erda), recht gut von Egils Silins, der mit Ausdruck und Kraft in den höheren Lagen beeindruckt, in der Tiefe aber Vieles vermissen lässt, sowie von Daniel Kirch (Loge). Beiden Riesen - Jens-Erik Aasbo (Fasolt) und Wilhelm Schwinghammer (Fafner) - fehlt es gänzlich an profunder Tiefe. Die Rheintöchter sind medioker, Arnold Bezuyen ist als Mime nach wie vor sehr gut besetzt.
Orchestral ist besonders viel Luft nach oben. Cornelius Meister ist für den erkrankten Pietari Inkinen eingesprungen und muss sich zum Auftakt mehr um Koordination kümmern, Differenzierung und Farben bleiben auf der Strecke.
Zahlreiche Buhs, aber auch viel Applaus (vor allem für die Sänger) - das wird noch sehr spannend.
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