Richard Wright: Erinnern ist Silber

epa03663928 British artist Richard Wright gestures during the presentation of his wall painting in the Theseustempel in Vienna, Austria, 16 April 2013. The exhibition runs from 18 April to 29 September 2013. EPA/HERBERT NEUBAUER
Richard Wrights subtiles Wandbild im Wiener Theseustempel.

Der Wiener Theseustempel ist wieder geöffnet – und langsam lässt sich der rote Faden erkennen, der sich durch die Nutzung des Tempels als Kunstraum zieht.

Die dritte Installation zeitgenössischer Kunst, die der Kurator Jasper Sharp im Auftrag des Kunsthistorischen Museums (KHM) in den Raum holte, ist ein Wandbild des Briten Richard Wright. 2009 bekam er den renommierten Turner-Preis.

Schon damals wurde jene künstlerische Praxis gewürdigt, die nun in Wien zutagetritt: Wright schafft seine Kunstwerke meist für ganz bestimmte Räume; er nutzt dafür alte, überlieferte Techniken, etwa bei der Applikation von Edelmetallen (2009 in der „Tate“ war es Gold, im Theseustempel ist es Silber. )

Außerdem rechnet der Künstler damit, dass seine Arbeit sich verändert und schließlich verschwindet – in den meisten Fällen zumindest. Im neu eröffneten Rijksmuseum Amsterdam, wo Wright zwei Decken nächst Rembrandts „Nachtwache“ mit Sternen überzog, soll das Werk bestehen bleiben.

In Wien aber dürfen die silbernen Striche, die die Wand innerhalb strenger Grenzen wie Linien eines Fingerabdrucks überziehen, bis zum Herbst zugleich strahlen und schimmern, bröseln und blättern.

Bilder

Richard Wright: Erinnern ist Silber

THESEUSTEMPEl - "RICHARD WRIGHT AUSSTELLUNG"
Richard Wright: Erinnern ist Silber

THESEUSTEMPEl - "RICHARD WRIGHT AUSSTELLUNG"
Richard Wright: Erinnern ist Silber

Richard Wright: Erinnern ist Silber

Richard Wright: Erinnern ist Silber

Richard Wright: Erinnern ist Silber

Richard Wright: Erinnern ist Silber

Richard Wright: Erinnern ist Silber

THESEUSTEMPEl - "RICHARD WRIGHT AUSSTELLUNG"

Kunst-Tresor im Park

Diese Eigenschaft verbindet Wrights Arbeit mit ihren Vorgänger-Werken, die alle um die Achse „Vergänglichkeit und Dauer“ zu kreisen schienen. Das Kunstwerk, für das der Tempel ursprünglich erbaut worden war – Antonio Canovas marmorne Theseus-Gruppe (1804–1819) – ist allerdings längst weg, sie steht heute im Aufgang des KHM-Hauptgebäudes.

Der in Aluminium abgegossene Olivenbaum, den der Schweizer Ugo Rondinone dann im Vorjahr in den leeren Kunst-Tresor im Park stellte, war eine Art Monument für die trügerische Vorstellung von Dauerhaftigkeit: ein 2000 Jahre altes Gewächs, in Leichtmetall nochmals „verewigt“ – und jederzeit zu Coladosen einschmelzbar.

Es folgte der Belgier Kris Martin, der 170 Kilo Konfetti aus Bronze in den Raum schüttete: Das klassische Skulpturen-Material mutierte zum flüchtigen Spaßartikel und wurde auf den Schuhen Tausender Besucher in alle Welt vertragen (wobei es dauerhafter ist als angenommen – wer genau schaut, findet noch Plättchen in den Bodenritzen des Tempels).

Nun also Silber, das im wechselnden Licht des Raumes glänzt und oxidiert, eingegrenzt von einer strengen Dreiecksform. Diese nimmt wiederum auf die Komposition von Canovas Theseus-Skulptur Bezug, die einer Art Pyramide eingeschrieben ist. Das Wandbild lässt sich somit als leiser Schatten dessen begreifen, was hier einmal war – wobei sich nicht nur eine Marmorfigur, sondern alles Mögliche gedanklich in den Raum projizieren lässt.

Der Theseustempel ist also weiterhin ein Ort für Monumente, allerdings für solche, die im Kopf entstehen. Bis 29. September ist Wrights Werk frei zugänglich (täglich 11–18 Uhr), es ist die einzige Kunst-Installation der heurigen Saison.

www.khm.at

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