Das ist nichts Neues, denn Englands bedeutendster Barock-Komponist hatte selbst den „Sommernachtstraum“ in seiner Semi-Oper „The Fairy Queen“ verarbeitet. Purcells Musik, dessen Name zwar am Programmheft steht, wird mit Werken von Matthew Locke, John Dowland, John Eccles, Jeremiah Clarke, William Croft und Robert Johnson illustrativ ergänzt. Der Text des Königsdramas ist drastisch gekürzt, aber die zentralen Zitate wie „Mein Königreich für ein Pferd“ sind erhalten.
Forscher Auftakt
Die Kurzweil dieser fast drei Stunden währenden Aufführung ist wesentlich dem Bach Consort Wien unter dem Dirigat von Benjamin Bayl zuzuschreiben. Diese Spezialisten für Barockmusik sorgen für einen veritablen Drive, schon beim forschen Auftakt mit einem Stück von John Locke.
Dann kommt Richard, eigentlich müsste man sagen, die Richards. Denn Sokolova lässt den Unhold vom Schauspieler Sören Kneidl, dem Tänzer Fabian Tobias Huster und dem Sänger Christoph Filler darstellen.
Dass ausgerechnet Letztgenannter an einer Kehlkopfentzündung erkrankte, aber trotzdem mit Mund- und Nasenschutz mitspielt, stört in dieser Inszenierung nicht. Einspringer Timothy Connor singt von der Seitenbühne mit seinem ausdrucksstarken Bariton und lässt so das Trio zu einem Quartett werden.
Diese Richards agieren auf Nikolaus Weberns nur mit einigen Glitzervorhängen und hölzernen Bögen ausgestatteten Bühne famos miteinander. In fließenden Übergängen, wie bei einem perfekt aufeinander abgestimmten Staffellauf-Team, wird das Spiel von einem auf den anderen übertragen.
Überhaupt wird von diesem jungen, engagierten Ensemble in semi-historisierten Kostümen (Constanza Meza-Lopehandia) mit Verve agiert und gesungen. Die Sopranistin Louise Kemény betört mit ihren Koloraturen als Lady Anne und stellt auch andere Figuren dar. Tenor Johannes Bamberger beeindruckt mit seinem noblen Timbre in mehreren Rollen. Martina Neubauer überzeugt auch stimmlich als Richards resolute Mutter und Antoine Amariu lässt mit seinem Bass mehr als aufhorchen. So funktioniert Musiktheater, das zurecht ausführlich bejubelt wurde. Susanne Zobl
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