Alternativer Rammbock in der zombifizierten Gesellschaft

The Pop Group mit Mark Stewart (links) - nach 35 Jahre immer noch provokant und polarisierend
Nick Cave und Björk stehen auf The Pop Group. Deshalb hat sich die Truppe um Sänger Mark Stewart jetzt reformiert.

Als „Rammbock, mit dem man alternative Ideen in die zombiefizierte Gesellschaft einbringt sieht Markt Stewart, der Frontmann von The Pop Group, seine Band. In der Punk-Ära in Bristol gegründet, fusionierte das Quartett in den späten 70er-Jahren genauso munter wie provokant alles, was Spaß machte: Jazz, Soul, Punk und avantgardistische Experimente, Einflüsse von Debussy über Jacques Brel bis Steve Reich.

Jetzt - mit vier Mitgliedern der Original-Besetzung reformiert – hat Band mit „Citizen Zombie“ das erste Album seit 35 Jahren veröffentlicht. „Angefangen hat es damit, dass ich wieder hörte, wie sich Leute wie Björk, Nick Cave, Trent Reznor und Massive Attack immer wieder auf uns bezogen, sagten, wie inspirierend wie für sie waren. Und weil wir schon Freunde waren, bevor wir die Band gründeten, sind wir über all die Jahre auch Freunde geblieben und haben uns immer wieder gesehen. Deshalb gab es zuerst die Idee, all die alten Alben neu aufzulegen. Weil wir auch damals schon ganz unabhängig von Major-Labes agiert haben, waren die nicht mehr erhältlich. Aber dann dachten wir, da können wir aber auch gleich ein paar neue Songs drauf packen.“

Umverteilung des Reichtums

Daraus entstand - nach einer Anlaufphase mit einer Reunion-Tour - „Citizen Zombie“. Und das ist in alter Pop-Group-Tradition stark politisch gefärbt. „Es sind sehr persönliche Assoziationen zu und Impressionen von dem was um uns herum abgeht. Und ich sage nicht, tut dies oder das, weil ich keinen Deut besser bin als andere. Ich diskutiere mit mir selbst über Für und Wider, darüber wie man bestimme Situationen handhaben kann. Aber eines ist klar: Es muss eine Umverteilung des Reichtums geben. Die jüngste Statistik, die ich gelesen habe ist: Die 80 reichsten Leute der Welt besitzen mehr als 3,5 Milliarden der Ärmsten. Wenn die Leute also diskutieren, warum überall um uns herum alles explodiert: Das ist der Grund. Und selbst wenn die Elite, die an der Macht ist und uns mit ihrer digitalen Ausrüstung versklavt, kontrolliert und zombiefiziert, an der Macht bleiben sollte - wenn sie uns nur ein paar Krümel mehr von ihrem reich gedeckten Tisch geben, wären die Leute schon viel glücklicher und es gebe einige Konflikte weniger.“

Auch musikalisch wandelt The Pop Group auf den Spuren der eigenen Tradition, packt vier, fünf Genres in einen Track und macht daraus doch immer einen Pop-Song. „Das war von Anfang an unser Ansinnen", erklärt Stewart. „Wir wollten eine Pop Gruppe sein, die gehört wird, keine Eitelkeits-Veröffentlichungen rausbringen. Und das gilt auch für ,Citizen Zombie‘. Es wäre leicht für uns gewesen, uns auf schräge japanische Noise-Musik zu beziehen, das mit Chicago-Jazz zu verbinden und damit bis ans Lebensende auf schrägen Kunstfestivals zu spielen. Aber ich halte es für extrem wichtig, dass man alternative politische Ideen so weit wie möglich verbreitet. Denn man weiß ja: Es braucht nur die guten Leute, die nichts tun, damit das Böse die Oberhand gewinnt.“

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