Reihenweise Absagen wegen umstrittener Echo-Nominierung

Kritiker werfen der nominierten Südtiroler Band Frei.Wild rechtes Gedankengut vor. Nach Kraftklub zogen jetzt auch MIA ihre Nominierung zurück.

Die umstrittenen Rocker von Frei.Wild bleiben trotz Protesten auf der Nominierungsliste für den Musikpreis Echo 2013. Die Südtiroler Band, der Kritiker rechtes Gedankengut vorwerfen, habe im vergangenen Jahr eines der bestverkauften Alben in der Kategorie Rock/Alternative National veröffentlicht, erklärte der Bundesverband Musikindustrie als Veranstalter am Donnerstag. Die Verkaufszahlen seien die Grundlage für die Nominierung. Da bei Frei.Wild keine offensichtlichen Gründe für einen Ausschluss von den Charts vorliegen, habe sich die Band für den Echo regulär qualifiziert. Der Echo wird am 21. März in Berlin verliehen.

Allianz gegen Frei.Wild

Hintergrund der Proteste gegen Frei.Wild sind Vorwürfe, dass die Gruppe nationalistische und rechte Tendenzen fördere. Die Band Kraftklub hatte einen Boykott des Musikpreises angekündigt. Auch die Band MIA. will nicht an der Verleihung teilnehmen. Die Ärzte erklärten, für den Echo sei "mal wieder eine politisch fragwürdige Band nominiert" worden. In der Kategorie Rock/Alternative National sind in diesem Jahr auch MIA, Die Toten Hosen, Unheilig und Die Ärzte nominiert.

Auch Kategorie ist umstritten

Deutsche Medien zeigten sich auch über die Kategorie, in der Frei.Wild nominiert ist, verwundert. "Warum ausgerechnet diese Band aus Italien in der Echo-Kategorie "Rock/Alternative national" gelandet ist? Ein Rätsel.", fragt sich etwa Spiegel Online. Tatsächlich sehen die Statuten des deutschen Musikpreises Link vor, dass sich nur "deutsche Interpreten" für die nationalen Kategorien qualifizieren können. Letztlich dürfte die schwammige Formulierung zwar auf die Sprache abzielen - so gewann etwa auch die Österreicherin Christina Stürmer 2006 in der Kategorie beste Künstlerin National/Rock/Pop - die Ungereimtheiten bleiben jedoch. Zumal in der Kategorie "Deutschsprachiger Schlager und volkstümliche Musik" ausdrücklich auch "Interpreten – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit" qualifiziert sind, "wenn die bewerteten Produktionen deutschsprachig sind."

Emotionales Thema

Bereits vor einigen Wochen kam es nach einem Protest-Aufruf der Band Jennifer Rostock zu kontroversen Reaktionen im Internet. Die Berliner Band hatte ihre Fans nach einem Auftritt via Facebook dazu aufgefordert nicht mit T-Shirts von den "Böhsen Onkelz" oder "Frei.Wild" zu ihren Konzerten zu kommen.

Das Posting sorgte für teils wüste Kommentare und Beschimpfungen. Auch Stephan Weidner, Bassist und Songwriter der Onkelz meldete sich zu Wort und reagierte verschnupft auf den Aufruf: "Was ist denn da in euch gefahren?", eröffnete er das Gegenstatement auf seiner Facebook-Seite.

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