Reaktionen auf Tod von Arik Brauer: "Österreich wird diese Stimme vermissen"
Zahlreiche heimische Politiker kondolierten Montagvormittag der Familie Arik Brauers, dessen Ableben im 93. Lebensjahr in der Nacht bekanntgeworden war. Einen "Künstler, wie unser Land - an kreativen Menschen so reich - nur wenige hervorgebracht hat", und "kritischen Citoyen" nannte ihn Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Österreich wird diese Stimme, die so sanft und klar war, vermissen. Und sich dankbar dessen erinnern, was Arik Brauer unserem Land geschenkt hat."
"Das Ableben von Arik Brauer macht mich tief betroffen. Meine Gedanken sind in dieser schweren Zeit der Trauer bei seiner Familie und seinen Angehörigen! Möge er in Frieden ruhen!", twitterte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). "Arik Brauer war ein Ausnahmekünstler: Seine Lieder, seine Bilder und sein Gesamtwerk waren geprägt von ungeheurer Lebenskraft. Er war aber auch ein beeindruckender Kämpfer für Demokratie & Menschlichkeit. Arik Brauer zeigte die Schrecken des Nazi-Terrors bereits zu einer Zeit auf, als in Österreich noch niemand darüber sprechen wollte. Er wird fehlen", lautete der Tweet von Kunstminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).
"Österreich verliert mit Arik Brauer einen vielseitigen Künstler, einen wichtigen Zeitzeugen und eine bedeutende Stimme des öffentlichen Lebens", ließ Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka wissen. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) nannte Brauer "einen der größten Künstler der Republik": "Er hat in allen Kunstsparten, in denen er tätig war, das Fenster zur Fantasie geöffnet. Viele seiner Werke - von den Liedern über die Bilder bis zu kostüm- und bühnenbildnerischen Arbeiten - werden allgemein, aber auch mir persönlich in Erinnerung bleiben. Brauer hat aber auch noch ein anderes Fenster geöffnet - nämlich jenes der Erinnerungen. Er hat mit seinem persönlichen Zeugnis gegen den Terror des NS-Unrechtsregimes auch zu Zeiten darauf aufmerksam gemacht, als niemand darüber sprechen wollte, und damit zur Schaffung eines Konsenses gegen die Barbarei beigetragen."
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nannte Arik Brauer "einen Mahner, aber auch einen Verbinder zwischen den Generationen": "Sein Einsatz für Demokratie und nicht zuletzt seine Gedenkrede am 8. Mai 2018 zum Kriegsende in Europa werden mir unvergessen bleiben." - "Arik Brauer lebt durch seine Kunst und die Erinnerung an seine humorvolle und wortgewaltige Persönlichkeit im Herzen der Kultusgemeinde für immer weiter", meinte Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), in einer Aussendung. "Als jüdischer Künstler und Überlebender der Shoah war Arik Brauer auch ein Mahner, der gerade jungen Menschen die Vergangenheit eindrucksvoll schilderte. Auch sein Einsatz für Israel bleibt uns ewig in Erinnerung."
"Mit Arik Brauer verlieren wir einen Universalkünstler, Humanisten und großen Menschenfreund", reagierten Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) in einer Aussendung. "Es war seine ungebrochene Geisteshaltung als Humanist und großer Menschenfreund, die ihn auszeichnete. Als Holocaust-Überlebender war er immer um Aufklärung und Versöhnung bemüht. Seine Hände waren in alle Richtungen ausgestreckt, wie zuletzt seine kontrovers diskutierte Festrede anlässlich des Kriegsendes in Europa zeigte. Wir sind stolz darauf, dass sich Werke von Arik Brauer in der zeitgenössischen Kunstsammlung der Stadt Wien befinden." Die Stadt bietet der Familie ein Ehrengrab an.
"Mit Arik Brauer verliert unsere Stadt einen außergewöhnlichen Maler, Schriftsteller, Grafiker, Bühnenbildner, Liedermacher und Sänger. Als Universaltalent hat er das Leben der Wienerinnen und Wiener auf vielfältige Art und Weise inspiriert und begeistert. Er hinterlässt mit seinem beeindruckenden Lebenswerk eine große Lücke in unserer Stadt", ließ Finanzminister Gernot Blümel als Landesparteiobmann der ÖVP Wien wissen.
"Wir verlieren mit Arik Brauer einen der prägendsten und vielfältigsten Künstler des Landes. Er und unsere gemeinsame Zeit in Israel werden mir und meiner Familie immer in schöner Erinnerung bleiben", twitterte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Die Kultursprecherin der Grünen und Obfrau des Kulturausschusses, Eva Blimlinger, drückte namens des Grünen Parlamentsklub der Familie und den Freundinnen und Freunden Brauers herzliche Anteilnahme aus: "Sowohl als Sänger als auch als Maler war er in Wien stets präsent. Seine Lieder werden bis heute gesungen."
Betroffen zeigte sich NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn: "Österreich und die Welt haben einen großen künstlerischen Geist und die Gesellschaft einen wachen, aufmerksamen und ständigen Mahner verloren. (...) Für Arik Brauer war seine Kunst immer auch eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, dem Wegschauen, dem willentlichen Ignorieren. Gerade seine Lieder haben der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, der die Fratze des bequemen Mitläufertums offenbart hat. Umso wichtiger ist, dass wir seine Appelle für Demokratie, Mitgefühl und Menschlichkeit hören. Die Erde möge diesem großen Künstler und Menschen leicht sein und mögen wir alle weniger unser Köpferl in den Sand stecken, wenn der Wind weht."
„Mit ihm geht ein Ausnahmekünstler und eine mahnende Stimme, die uns in seinen Werken für immer erhalten bleibt,“ hieß es seitens der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die darauf hinwies, dass Brauer in Niederösterreich nicht nur eine Gedenkstätte für Opfer des NS-Regimes in Wiener Neudorf gestaltet, sondern bis zuletzt an einer Skulptur als Mahnmal für die KZ-Außenstelle am Areal des Flughafens Wien-Schwechat gearbeitet habe. „Die künstlerischen Arbeiten konnten durch Arik Brauer noch vor seinem Ableben abgeschlossen werden“, verlautete vom Flughafen Wien dazu. „Sobald es die Corona-Bedingungen zulassen, wird die (...) Gedenkstätte im Rahmen einer feierlichen Enthüllung vorgestellt und an die Öffentlichkeit übergeben werden.“
Im Wiener Rabenhof Theater hatte man erst vor wenigen Tagen Wiederaufnahme-Probe für die Show „Arik“, die zum 90. Geburtstag des Künstlers herauskam. „Du warst nicht nur Zeitzeuge und Opfer in der finstersten Zeit unserer Geschichte, sondern Du hast, trotz allem, was Dir widerfahren ist, immer wieder die Signale der Hoffnung in den Vordergrund gestellt. Eine weitere, wesentliche Eigenschaft, die uns gerade in diesen Tagen Vorbild sein kann“, hieß es von Direktor Thomas Gratzer und seinem Team. „In Gedanken sind wir bei Dir und Deiner Familie... Mazel tov für Drüben!“
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