Rauchschwaden im Getriebe: Die Opernkosten auf dem Prüfstand

Die teuerste nicht gespielte Produktion an der Staatsoper unter Dominique Meyer: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“
Etliche, auch teure Produktionen der Staatsoper wurden nur fünf Mal angesetzt. Ein Skandal? Direktor Dominique Meyer kontert gelassen.

Das war vor zwei Jahrzehnten ein echtes Fressen für den Rechnungshof: Eine Eigenproduktion der Wiener Festwochen im Theater an der Wien kostete respektable 3,2 Millionen Schilling. Der Zuschuss je zahlenden Besucher betrug 7100 Schilling, der Deckungsbetrag machte mickrige drei Prozent aus.

Ein Zuschuss von umgerechnet 516 Euro pro Zuschauer: Das ist heute noch eine verdammt hohe Summe. Auf die geharnischte Kritik erwiderten die Festwochen damals, dass eine isolierte Betrachtung einzelner Produktionen nicht zielführend sei. Denn es gibt viele ungleich günstigere Produktionen.

Rauchschwaden im Getriebe: Die Opernkosten auf dem Prüfstand
ABD0015_20150208 - WIEN - ÖSTERREICH: Staatsoperndirektor Dominique Meyer am Donnerstag, 05. Februar 2014, im Rahmen eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur anl. des heurigen Opernballs. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Die Kosten wurden in der Folge nicht mehr diskutiert. Einerseits, weil die Zeiten, in denen die Theater das Geld verbrennen konnten, vorbei schienen. Die "Kostenwahrheit " begann eine immer größere Rolle zu spielen. Doch dann, vor etwas mehr als einem Jahr, wurde der Schuldenberg des Burgtheaters offenbar. Matthias Hartmann, der gefeuerte Direktor, hatte zu viel und zum Teil wohl auch zu teuer produziert.

Langsam kommt auch die Wiener Staatsoper in wirtschaftliche Probleme. Die kommende Saison lässt sich nur mehr über den Verkauf von Immobilien finanzieren. Sicher, die Basisabgeltung wurde in den letzten Jahren nicht angehoben. Aber gibt es auch Managementfehler?

Fast immer ausverkauft

Direktor Dominique Meyer konnte die Auslastung gegenüber der Ära Ioan Holender noch einmal steigern – auf über 99 Prozent. Dies gelang, weil die Bundesländerkontingente gestrichen wurden: Heute kann jeder über das Internet bestellen, egal wo er wohnt. Zudem halbierte Meyer die Zahl der stark verbilligten Regiekarten von 19.258 in Holenders letzter Saison 2009/’10 auf 9964.

Es fällt jedoch auf, dass Produktionen gleich nach der ersten Serie mit fünf Vorstellungen vom Spielplan verschwanden, darunter "Aus einem Totenhaus" (Premiere 2011) und "Alceste" (2012). "Kátja Kabanová" (2011) und "Alcina" (2010) kamen auf je neun Vorstellungen, "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" (2012) wurde achtmal angesetzt. Keine dieser Produktionen ist in der laufenden Saison zu sehen.

Keine konkreten Pläne

Meyer findet das nicht weiter schlimm. Denn die Staatsoper zeigt, wie jedes Jahr, 50 verschiedene Musiktheater-Produktionen. "Alceste" werde 2015/’16 wieder kommen, "Kátja Kabanová" und "Alcina" in der übernächsten Saison. Lediglich für "Mahagonny" und "Totenhaus" gebe es keine konkreten Pläne.

"Totenhaus" war, weil koproduziert, äußerst preiswert (250.000 Euro), "Mahagonny" hingegen unglaublich teuer: Die Eigenproduktion, von 15.735 Menschen gesehen, kostete 1,1 Millionen Euro. "Sie können mir natürlich ein Skandälchen daraus machen", sagt Meyer. "Aber ich bin glücklich, dass wir die Oper gespielt haben."

Höchste Einnahmen

Der Direktor argumentiert wie die Wiener Festwochen: "Man kann nicht aus einer Ausnahme eine generelle Sache machen." Er spare, wo es geht – und setze daher, auch wenn er kritisiert wird, auf Koproduktionen. "Alceste" kostete 300.000 Euro, "Adriana" (wieder im Herbst 2017 – mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann) 309.000 Euro. Besonders stolz ist Meyer auf "La traviata": Den Produktionskosten von nur 180.000 Euro stehen Einnahmen von etwa 145.000 Euro pro Vorstellung gegenüber. Und es gab bereits 37 Aufführungen.

Den Vorwurf, wirtschaftlich nicht gut zu arbeiten, weist Meyer von sich: "Die Karteneinnahmen wurden in vier Jahren von 29 auf 33,4 Millionen Euro gesteigert, wir haben den höchsten Eigendeckungsgrad aller Opernhäuser in Europa."

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