In der für ihre Waffenschmieden bekannten Stadt Augsburg kam damals der in Schmiede- und Druckkunst gleichermaßen bewanderte Daniel Hopfer auf die Idee, die Ätztechnik zur Verzierung von Waffen für Drucke zu nutzen: Statt Motive direkt in eine Metallplatte zu ritzen, wird das harte Material mit einer Wachsschicht überzogen. In diese lässt sich mit einem Griffel leicht ritzen („radieren“). In einem Säurebad fressen sich die Linien danach ins Metall, das schließlich als Druckplatte dient.
„Der Strich ist in der Radierung leichter und spontaner“, erklärt Albertina-Chefkurator Christof Metzger, der die Wiener Schau mit Co-Kuratorin Julia Zaunbauer gestaltete. Anders als beim Holzschnitt und Kupferstich, wo Vorlagen von geübten Handwerkern umgesetzt werden mussten, konnten Kreative direkt auf die beschichtete Platte zeichnen, so Metzger: „Man ist der Hand des Künstlers hier am nächsten.“
Ausgehend von Werken des „Erfinders“ Daniel Hopfer verfolgt die Albertina-Schau die Anwendungen der damals neuen Technik – zunächst in Deutschland und der Schweiz, wo Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer oder Urs Graf Andachtsbilder, Porträts und auch zotige Motive als Radierungen ausführten.
Ein umfassender Bereich gilt den Niederlanden, wo der Antwerpener Verleger Hieronymus Cock ab der Mitte des 16. Jahrhunderts die Produktion und den Handel mit Radierungen professionalisierte. Pieter Bruegel der Ältere gehörte zu jenen Künstlern, die maßgeblich zum Bilderfundus Cocks beitrugen – dass er eigenhändig eine Druckplatte bearbeitete, ist nur bei einem Blatt, der „Hasenjagd“ von 1560, belegt: Das Werk gehört als besondere Rarität zu den Glanzstücken der Schau.
Doch auch sonst kann die Zusammenstellung, die zweifellos Geduld erfordert und verlangt, sich in das Bildformat „einzusehen“, begeistern. Wie etwa Dürer vermochte, allein mit Linien im Bild „Die große Kanone“ den Raum zu staffeln, vom titelgebenden Motiv im Vordergrund bis zu den Masten einiger Schiffe am Horizont: Unglaublich!
Francesco Parmigianino kombinierte die Radierung wiederum mit Techniken wie dem Farbholzschnitt, um die Druckgrafik mehr nach Malerei aussehen zu lassen: Das Verfahren diente auch dem Zweck, berühmte Gemälde, etwa von Raffael, europaweit sichtbar zu machen.
Viel ließe sich noch über die Mediengeschichte der Druckgrafik erzählen, doch dies ist nicht das zentrale Ansinnen der vorliegendenAusstellung. Dafür ist es gut möglich, dass der Funke der Obsession für die Eigenheiten der Radiertechnik hier überspringt: In manchen Bildern lässt sich gar erkennen, wenn die Druckplatte verrostet war. Man könnte Stunden mit der Suche verbringen.
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