Und das demonstriert sie mit einer radikalen Version von „Häuptling Abendwind“, die am Mittwoch ihre immer wieder mitreißende Uraufführung erlebte. Der Hinweis „von Johann Nestroy“ ist allerdings eine Gemeinheit. Zumal dieser für sein „gräuliches Festmahl“ auch nur auf eine Vorlage, die Operette „Vent du Soir ou L’horrible festin“ von Philippe Gille und Léon Battu, zurückgriff – und ohne Genierer die Kompositionen von Jacques Offenbach verwendete. „Das hier ist mein Stück“, stellt Yasmo daher selbstbewusst in ihrem Opener klar. Sie brilliert mit Sprachspielen, und die Nummern hat sie mit Raphael Rameis komponiert.
Der recht absurde Plot, von Yasmo süffisant kommentiert, ist der Gleiche: Abendwind verteidigt seine Traditionen – und wehrt sich zusammen mit dem Kollegen Biberhahn von der Nachbarinsel gegen Einflüsse von außen. „I wü, dass es ist, wias woar“, singt Roman Gregory, und Christian Strasser pflichtet nasalierend bei.
Doch die Jungen reden viel Denglisch („cute!“) und kommen auch nicht gut weg: Atala und Arthur – die aus Ghana stammende Bex und Raphael Rameis – betätigen sich mit Vorliebe als Influencer. Der Einzige, der wirklich arbeitet, wurde wegrationalisiert: der Koch. Bei Nestroy heißt er Ho-Gu, bei Yasmo (Martin) Ho. Es riecht also wunderbar streng im Bühnenbild von Alina Helal und Fekry Helal, einer Wellness-Oase mit gefliestem Podest. Die Regie jedoch ist gar ein wenig zu statisch: Eine Nummer folgt auf die andere ...
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