Christian Dolezals "Tante Pepi": Hausverstand und Häuslschmäh

46-220553804
Das zweite Kabarettprogramm des Schauspielers und Intendanten feierte am Mittwoch im Rabenhof Premiere

Christian Dolezals Tante Pepi fährt mit ihrem alten VW-Käfer selten schneller als 16 km/h. Im Wirtshaus „Zum pickerten Löffel“ ist man immer noch schnell genug. Wenn sie nicht das Tullnerfeld unsicher macht, reist sie in der Welt herum und fordert ihren Neffen, den lebensuntüchtigen „Dole“ auf, doch endlich einmal wenigstens „auf Italien obe“ zu fahren. Was dessen Bühnenperformance betrifft, fragt sie ihn, ob er er sich denn nicht „schäme“, und als eine Bekannte Zweifel daran anmeldet, dass er "schön genug" für einen Schauspieler sei, antwortet die Pepi prosaisch: Man könne ihn ja „hinschminken“.


Es versteht sich von selbst, dass die Pepi Veganer hasst, sie ist der Inbegriff von anti-wokem Hausverstand: Der Prototyp der resoluten Tante, am österreichischen Unterhaltungssektor durchaus kein Einzelfall. Christian Dolezal widmet dieser gute Ratschläge austeilenden Verwandten nun ein ganzes Kabarett-Programm. Warum? Weil die Pepi noch im Stande ist, von anderen Dingen als vom Weltuntergang zu reden. 

Ein guter Grund.

Am Mittwoch hatte die „Tante Pepi“ Premiere im Rabenhof. Es ist das zweite Kabarett-Programm des Schauspielers und Intendanten des Theatersommers in Haag. Für das 2023 uraufgeführte Programm „Herzensschlampereien“ wurde Dolezal mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet.

Nun also die Ratschläge der „Pepi“, die der „Dole“ immer wieder gut brauchen kann, schließlich stellt er sich in vielen Lebensbereichen patschert an. Insbesondere in Liebesdingen habe er eine „negative Inselbegabung“: „Das ist, wenn man vieles nicht gut kann, aber eines ganz besonders schlecht.“ Was er hingegen gut kann: Mini-Golf spielen und an der Kassa warten. Was sich an so einer Supermarktkasse abspielt, gehört mittlerweile zum klassischen Kabarett- und Kolumnen-Repertoire. Und ja, man kann es nachvollziehen, wenn Dolezal schildert, wie er sich einen stummen Einräum-Wettbewerb mit der blitzschnell die Waren scannenden Kassiererin gibt.

Ebenfalls viel Identifikationspotential biete das Thema Verdauung. Billig? Vielleicht, aber Dolezal schafft hier viele Sympathien. Mit einem Bericht von gebackenem Emmentaler als Betthupferl und den anschließenden Albträumen erzählt er sich in die Herzen vieler Zuschauer. Überhaupt setzt Dolezal viel auf ein „Wir“, das Schnitzerl lieber als Brokkoli mag. Die anderen, das sind die, die beim Trześniewski Karottenbrötchen bestellen. Unsereins isst Schinken mit Ei.

Von einem patscherten Leben mit zu viel  Fleisch und zu viel Panier lassen sich viele immer wieder gern berichten. Der Schmäh vom lebensuntüchtigen Mann geht immer wieder rein.  Und wenn doch manches etwas gar banal gerät, ist „Tante Pepi“ doch insgesamt ein sympathisches Programm.

Dolezal hat übrigens nicht nur eine Tante, die ihn für leicht unzulänglich hält, sondern auch eine Nichte, die das ähnlich sieht. Ob er nicht eine Freikarte für ihren Freund habe, fragt ihn die Nadine, weil: „Den interessiert’s nicht.“

Kommentare