„House of Words“ im Theater am Werk: Ein Hund feiert Party
Was mach ich hier? Wer sind die Leute? Was wollen die von mir? Es gibt „nichts Traurigeres als Feste feiern“, findet der Protagonist von Allex. Fassbergs cleverem Kurzstück „Feier“. Am besten, man trinkt die mitgebrachte Flasche gleich selber.
Aber nicht nur die Gäste leiden, auch das Personal leidet auf so einer Feier. Etwa in Miriam V. Leschs Mini-Drama „Schaumweingläser“: Die erfahrene Catering-Angestellte, die der Gelegenheits-Mitarbeiterin (sie studiert Geschichte, 20. Semester) wieder und wieder erklären muss, wie wesentlich die richtige Schaumweinglas-Wahl ist!
Enden wollend Grund zum Feiern hingegen hat der vermeintlich aalglatte Immobilienheini, der einem reichen Russen eine Wohnung andrehen will. Bludenz, Bregenz, Bratislava hätte er anzubieten, aber der Russe besteht auf Wien! Warum bloß? Jaroslav Rudiš‘ Makler-Misere zieht sich als Runnig Gag durch diesen Abend, der sich unter dem Motto „House of Words“ einer Feier der Gegenwartsdramatik verschrieben hat.
Auch inhaltlich haben die 20 hier gezeigten Texte alle irgendwie mit dem Thema „Party" zu tun. Der Rote Faden der Minidramen, Reden, Songs und Szenen ist : Es gibt was zu feiern. Die Interpretationen dazu reichen von einer Chalet-Party bei René Benko, wo standesgemäß goldene Schnitzerln verzehrt werden („Schnitzerl-Jagd“ von Kadlez&Knoll) bis zum feministischen Freudenfest der ersten Regelblutung (glücklicherweise ironisch gemeint und sehr lustig: „Blutrot“ von Claudia Tondl).
Gewitzte Alltagsbeobachtungen
Premiere war am Dienstag im Theater am Werk am Petersplatz, Anlass war das 20-jährige Bestehen der Wiener Wortstätten, einem von Dramatiker Bernhard Studlar gegründeten Autorentheaterprojekt.
Ein bisserl Gesellschaftskritik war da zu hören, etwa im Stück „Plicht-Feier“ des aus dem Iran stammenden Wiener Autors Amir Gudarzi. Er beschrieb einen Sturz des Regimes in Teheran, auf den natürlich eine Feier, aber unmittelbar danach Aufforderungen an ihn zur Rückkehr in den Iran folgten – „Jetzt, wo es dort sicher ist.“
Im Grunde aber dominierten Varianten des gut gemachten Gesellschaftsstücks, darunter die eine oder andere Petitesse, vor allem aber gewitzte Alltagsbeobachtungen. Bemerkenswert auch das Ensemble, nicht nur, aber allein schon wegen der charismatischen Bühnenlegende Haymon Maria Buttinger.
Persönliches Highlight des Abends: „Die Leiden des jungen Werner“. Moritz Franz Beichl beschreibt, wie sich ein Hund namens Werner auf die Rückkehr des Herrls freut. Die Stiegen rennt er auf und ab, hört eine Autotür, denkt „Mensch, Mensch Mensch“, dann war‘s bloß Fehlalarm. Frustriert wird gefressen, Futter überall verteilt, geschlafen. Bis er endlich da ist, dieser Mensch. Party! Ein einfühlsamens Tier-Mensch-Drama, toll gespielt von Luka Vlatković: Komisch und berührend.