Zwei Nestroys für „Fräulein Else“ und aus jedem Dorf ein Hund
In der Mitte die Stars der Verleihung: Niklas als Ersatz für Peter Fässlacher (li.), Clara als Ersatz für Nadja Bernhard (in Rosa).
Der ORF ersetzt ja gerne Moderatorinnen, die nicht mehr 20 sind, durch jüngere. Der Wiener Bühnenverein erlaubte sich bei der Nestroy-Gala, die am Sonntag ab 19 Uhr im Volkstheater stattfand und mit zwei Stunden Verspätung auf ORF III zu sehen war, eine sanfte Kritik: Er schickte zwei Kinder als Ersatz für die Moderatorinnen Nadja Bernhard und Peter Fässlacher auf die Bühne.
Clara und Niklas machten ihre Sache grandios, lobten das Kleid von Maria Happel („Küss die Hand!“) und erwähnten, dass die nominierte Florentina Holzinger dem Anlass gemäß angezogen erschienen sei (die Choreografin performt in der Regel nackt). Nicht nur Martin Schwab, der fürs Lebenswerk geehrt wurde, unterhielt sich blendend. Denn das Buch stammte von Fritzi Wartenberg, die am Burgtheater „Elisabeth!“ von Mareike Fallwickl mit einer hinreißenden Stefanie Reinsperger aus der Taufe gehoben hatte.
Einen Einfluss auf die Juryentscheidungen hatte sie offenbar nicht. Denn Reinsperger ging leer aus. Und das Burgtheater biss regelrecht ab: „Liliom“, dreifach nominiert, bekam nur einen Nestroy (für die beste Ausstattung). Zudem wurde Itay Tiran mit dem Preis für die beste Nebenrolle bedacht. Er war wirklich der Lichtblick in Milo Raus „Burgtheater“.
Dass die Volkstheater-Produktion „Fräulein Else“ gleich zwei Nestroys bekam – für die beste Regie (Leonie Böhm) und die beste Schauspielerin (Julia Riedler) – erschien doch ein wenig übertrieben. Ansonsten versuchte die Jury, die Auszeichnungen breit zu streuen. Das Schauspielhaus brachte das beste Stück („Verbranntes Land“ von Eve Leigh) heraus, die Drachengasse die beste Off-Produktion („Die Düntzer Rhapsodie“ des Flirty Horse Art Collective).
Eher maue Laudatio
Die Installation „[EOL]. End of Life“ des Regieduos Darum erhielt den Spezialpreis, Lena Riemer den Nachwuchspreis für den Text „aufstiegskörper. ein fühlversuch“ (Theater am Werk zusammen mit Wiener Wortstaetten). Auch die Josefstadt, oft gedisst, durfte jubeln: Nils Arztmann setzte sich gegen seinen ebenfalls nominierten Kollegen Martin Niedermair – sie dominieren „Das Vermächtnis“ von Matthew López – durch.
Die beste Bundesländeraufführung stammt von Sara Ostertag („The Broken Circle“ am Linzer Landestheater), die beste Aufführung im deutschen Sprachraum sah man im Schauspielhaus Hamburg (Anita Vulesicas „Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh“). Die am wenigsten erklärbare Entscheidung fällte das Publikum: Petra Alexandra Pippan stach u. a. August Diehl, Clara Luzia, Nicholas Ofzcarek, Ursula Strauss und Nils Strunk aus. Die Laudatio auf Schwab war nicht der Burner. Und natürlich übergaben Clara und Niklas das Mikro an Nadja und Peter. Noch.
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