Quasthoff beim Jazz Fest Wien: Jazzer und Soulman
Da war eine wunderbare Freundschaft auf der Bühne spürbar. Montag beim Jazzfest Wien in der Staatsoper. Wohl noch nie haben sich zwei so oft geherzt und innig umarmt während eines Konzertes.
Bei Thomas Quasthoff und Max Mutzke stimmt die Chemie. Die beiden haben sich – mit viel Verständnis füreinander – noch etwas zu erzählen, sind noch neugierig aufeinander und können sich auf das Begleittrio aus Deutschlands Jazz-Elite mit Frank Chastenier (Piano), Dieter Ilg (Kontrabass) Wolfgang Haffner (Schlagzeug) blind verlassen.
Mit Strahlkraft
Das führt prompt zu Gänsehaut-Momenten und spontanen Jubel-Explosionen beim immer wieder zum kollektiven Mitsingen, -klatschen und Fingerschnippen vergatterten Publikum.
Quasthoffs sonorer Bassbariton gibt zum Beispiel Stevie Wonders "For Once In My Life" und der durch Joe Cocker populär gewordenen Billy-Preston- und Dennis-Wilson-Nummer "You Are So Beautiful"– quasi in Slowmotion – immense Strahlkraft.
Quasthoff & Mutzke. Der eine, Jahrgang 1959, ursprünglich Opernsänger und Hochschul-Professor für Gesang in Berlin, hat sein erstes Jazz-Album "Watch What Happens" 2006 aufgenommen.
Sonnyboy
Der andere, ein musikalisches Chamäleon, Jahrgang 1981, steht für Soul made in Germany. Er bleibt sich selber treu, in dem er sich stilistisch untreu ist: Denn sein Spektrum reicht von Pop und Rock, über Soul und Funk bis hin zu Jazz und Klassik.
"Eine Granate kommt noch", sagt Quasthoff, der solo den Anfang macht, sympathisch unangestrengt Jazz singt und trotz seines körperlichen Handicaps Lebensfreude und Humor versprüht.
Mutzke wiederum wirkt als Soulbruder und Sonnyboy mit Markenzeichenmütze und Dreiteiler-Anzug unangestrengt sympathisch.
Beide klingen kraftvoll und zugleich verletzlich. Beide haben sichtlich Spaß miteinander. Und bei beiden geht es um Energie und Emotion. Quasthoff holt beim Improvisieren und lautmalerischen Phrasieren ein ganzes Orchester aus der Kehle.
Mutzkes Antwort "Song für dich", ist herrlich schmissig und soulig. Und sein Cover von Radioheads "Creep" – kratzig, rauh und eindringlich – geht unter die Haut. Nicht weniger ekstatisch sein "Sommerregen".
Quasthoff revanchiert sich mit einem der größten Hits aller Zeiten: "Fly Me To The Moon", macht "Mister Piano Man" zum Bluesheuler und "Makin’ Whoopee!" zum Ohrwurm. Und absolut nicht mehr zu toppen sind seine bewegenden Interpretationen von "My Funny Valentine" und John Lennons "Imagine". Am Ende gab’s Standing Ovations!
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