Puls 4 setzt auf Public Value

Puls 4 setzt auf Public Value
Ein "Programmfeuerwerk" auf PULS 4, sanfte Änderungen bei "Café Puls": Privat-TV-Chef Breitenecker im Interview.

Markus Breitenecker (42) ist Chef von PULS 4 - der Sender startete Anfang 2008 - sowie der Österreich-Ausgaben von ProSieben, Sat.1 und Kabel 1.

KURIER: Kurz vor Ende der ORF-Bewerbungsfrist haben nur drei - chancenlose - Gegenkandidaten öffentlich Interesse angemeldet. Was sagt uns das?
Markus Breitenecker: Ich beschäftige mich eher mit dem Programmfeuerwerk im Herbst auf PULS 4 als mit dieser Frage. Ich wünsche dem Kollegen Wrabetz alles Gute für die Wiederwahl.

ORF-General Wrabetz hat kürzlich in einem KURIER-Interview angekündigt, dass die Gebühren an die Inflationsrate angepasst werden.
Schöne Verschleierung der Tatsache, dass sie angehoben werden sollen. Wir als Privatsenderverband glauben, dass eine Gebührenerhöhung nicht notwendig und der öffentlich-rechtliche Auftrag ohne Probleme mit der derzeitigen finanziellen Ausstattung bewältigbar ist. Unserer Ansicht nach könnte man viel Geld und Ressourcen sparen, wenn man nicht so viel Geld für kommerzielles Programm nach Hollywood und Deutschland verschiebt, wo wir Privatsender die gleichen Programme den Zuschauern ohnehin gratis anbieten.

Die Privatsender kritisieren oft, dass der ORF so viel US-Ware im Programm hat. Schon mal darüber nachgedacht, dahingehend selbst die Strategie zu ändern?
Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender die kommerziellen Felder so weit ausreizt, dass er als vierter Sender nach Kabel 1 , ProSieben Austria und ATV jetzt auch "Two and a Half Men"
in der Primetime spielt und öffentlich-rechtliches Qualitätsprogramm - wie am Montag das Interview mit dem beeindruckenden Jean Ziegler - zu Mitternacht, dann ist schon die Frage, wo der Platz für die Privaten ist. Anderes Beispiel: Eine Reportage über XXX-Bordelle im ORF. Da noch darunter zu gehen, würde wahrscheinlich die Grenzen des Niveaus und der Menschenverachtung unterschreiten. Wir setzen mit PULS 4 lieber auf Public Value.

Puls 4 setzt auf Public Value

Sollen die Privaten für diese Angebote auch Geld vom Staat bekommen?
Theoretisch ja. Aber ich bin in Zeiten von Budgetknappheit der Meinung, wir sollen mit öffentlichen Förderungen extrem zurückhaltend umgehen. Ja, eher versuchen, ein sauberes Modell aufzusetzen, dass da heißt: Öffentlich-Rechtliche machen Qualitätsprogramm inklusive Unterhaltung mit Gebühren und ohne Werbung und Private machen kommerzielles Programm ausschließlich mit Werbung.

Wrabetz denkt auch über einen ORF-Kindersender nach. ATV will im Herbst ATV 2 starten. Wie halten Sie von der Spartensenderflut?
Es freut uns, dass Wrabetz nach seiner jahrelanger Kritik an unserer Programmfensterlinie selber ein Programmfenster aufmachen will. Prinzipiell muss man unterscheiden. Es gibt neue ORF -Spartensender, die berechtigt sind, wenn das, was im Angebotskonzept steht, auch eingehalten wird. Und zwar unbefristet, nicht nur auf Dauer von 3-5 Jahren. Zum Beispiel dass es ORF Info Plus heißt, nicht ORF III . Bei ORF Sport Plus muss man darauf achten, dass nur Randsportarten gesendet werden und nicht Fußball, Tennis oder die Eishockey WM. Ansonst glaube ich, dass Österreich tatsächlich vor einer neuen Spartensender-Generation steht. Auch wir schließen nicht aus, dass wir in den nächsten Jahren Spartensender starten.

Wie steht PULS 4 da?
PULS 4 geht's gut. PULS 4 ist im dritten Jahr hintereinander das schnellstwachsende Vollprogramm in Österreich, das ist auch inklusive aller deutschen Sender in Österreich gerechnet. Wir wollen mit einem Programmfeuerwerk im Herbst weiter wachsen. Wir haben erstmals "Popstars - Mission Österreich", wir haben die Europa League, eine neue Staffel von "Messer, Gabel, Herz". Und wir starten "Quiz Taxi" mit Max Schmiedl.

Wird es beim Frühstücksfernsehen Änderungen geben?
Ja, wir planen einen sanften Refresh zur 1500. Sendung im August. Aber auch inhaltliche Änderungen, zum Beispiel werden wir uns intensiver mit dem Thema Wetter beschäftigen.

Ist die Ankündigung des ORF, auch Frühstücksfernsehen zu machen, ein Kompliment? Eine Herausforderung?
Ich glaube, dass die PR vom ORF derzeit vor der Wahl extrem gut gemacht wird. Die ganzen Dinge, die jetzt angekündigt werden, müssen nach der Wahl erst einmal kommen.

Wie geht es den anderen ProSieben-Sendern?
ProSieben Austria geht es exzellent. Wir sind in Österreich mit ProSieben Austria deutlich vor RTL Österreich . Im Gegensatz zu Deutschland, wo RTL stärker ist. Der Grund dafür ist unser Österreich-Programm.

Casting: "Wir suchen keine Sprechpuppen"

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Alex, 32, hat bisher als Radiosprecher gearbeitet und möchte sich verändern. Emanuel, 24, macht eine Schauspielausbildung und drängt zu Film und Fernsehen.
Beide nehmen an dem großen PULS 4 -Moderatorencasting NEXT! teil.
1300 Möchtegern-TV-Stars haben sich in den vergangenen Wochen beworben, erzählt Bernhard Hendling, Programmentwickler bei dem Privatsender. Die 170 aussichtsreichsten Kandidaten wurden zum Vorsprechen in Wien, Graz und Linz geladen. Gecastet wird nicht für ein bestimmtes Format, sondern Moderatorennachwuchs im Allgemeinen: Vom seriösen Nachrichtensprecher zur flotten Lifestyle-Talkerin.

Alex zum Beispiel ist eher der seriöse Typ. Er hat, wie alle anderen Bewerber, 20 Minuten Zeit, um sich zu präsentieren. Das Casting findet direkt im PULS 4-Newsstudio statt. Zuerst stellt sich Alex kurz vor, dann liest er eine Anmoderation vom Autocue. Nach ein paar Versuchen ist Caster Hendling zufrieden. Alex' Probeaufnahmen werden jetzt - zusammen mit Hendlings persönlicher Einschätzung - in der Castingdatenbank abgelegt. Wer künftig bei PULS 4 einen neuen News-Moderator sucht, stößt auf Alex.
Und die vielen anderen Bewerber. Bis Mitte August werden pro Abend neun gecastet. "Durchschnittlich eineinhalb" davon seien vielversprechend, sagt Bernhard Hendling. "Das Ziel ist, dass wir zehn Leute entdecken, die wir dann wirklich einsetzen wollen." Die wichtigste Voraussetzung für eine Fernsehkarriere: Eloquenz. Perfektes Aussehen müsse dagegen nicht sein. "Wir suchen keine Sprechpuppen."

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