Sie treibt sich in Bars herum und gibt dort vor, sternhagelvoll zu sein. Damit will sie erreichen, dass sich Männer ihr nähern. Je unsittlicher, desto besser. Denn sie will ihnen eine Lektion erteilen. So auch dem „netten Kerl“, der sie gerade aus der Bar abgeschleppt hat. Wie von ihr erwartet, schlägt er vor, zuerst einmal in seine Wohnung zu gehen. Dort angekommen, beginnt er sie zu küssen. Obwohl sie anscheinend kaum bei Bewusstsein ist. Als es dann Richtung Bett geht, merkt er, dass sie nicht wirklich betrunken ist. Und sie wird in ihrer Annahme bestätigt, dass er nicht wirklich ein netter Kerl ist. Was dann passiert, wird er nicht so schnell vergessen. Mit der originellen Kombination aus Thriller und Tragikomödie, will die Drehbuchautorin und Regisseurin Emerald Fennell ein Rechts-System anprangern, das Sexattentäter vor Anklagen schützt, weil die Opfer eingeschüchtert werden. Also lässt sie ihre Protagonistin Cassie einen Film lang dieses patriarchale System demontieren.
In ihrem Notizbuch führt Cassie Buch über die Männer, denen sie ihre Lektion erteilt. Ein Scheißkerl nach dem anderen muss dran glauben. Bis sie ihren alten Klassenkameraden Ryan trifft. Es kommt – vorsichtig – zu einigen Dates und Cassie erfährt von ihm, dass der Mann, der das Trauma in ihr ausgelöst hat, zurück in den Vereinigten Staaten ist. Er soll das Ziel von Cassies letzter Lektion zum Thema männliche Privilegien sein. Als Zuschauer bekommt man das Gefühl, dass die emotionale Achterbahnfahrt, die der Film bietet, in einer Moebius-Schleife enden könnte. Bis er im letzten Akt mit einem kühnen Coup den Ausstieg schafft. Einen, der das Publikum spalten, aber auch gut unterhalten wird.
Carey Mulligan ist in der Hauptrolle phänomenal – außer beim Vortrag eines Popmusik-Klassikers, bei dem sie vor allem demonstriert, dass Lippensynchronität nicht ihr Ding ist.
Promising Young Woman. USA/GB 2020. 114 Min. Von Emerald Fennell. Mit Carey Mulligan, Boe Burnham, Adam Brody, Jennifer Coolidge.
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