Prix Goncourt mit coronabedingter Verspätung vergeben

The French literary prize Prix Goncourt
Hervé Le Tellier erhält den renommiertesten Literaturpreis Frankreichs für "L'Anomalie". Aufgrund von Protesten gegen Corona-Maßnahmen gab es eine Verschiebung.

Der Prix Goncourt geht in diesem Jahr an den Autor Hervé Le Tellier. Der 63-Jährige erhält Frankreichs begehrte Literaturauszeichnung für "L'Anomalie", wie die Jury am Montag in Paris mitteilte. Das Buch handelt von einem verrückten Ereignis, das das Leben von Hunderten von Passagieren auf einem Flug von Paris nach New York auf den Kopf stellt.

Le Tellier hat mehr als 20 Werke, darunter Novellen, Gedichte und Essays veröffentlicht, von denen mehrere auf Deutsch erschienen sind. Etwa der autobiografische Roman "All die glücklichen Familien" und "Ich und der Präsident. Ein Briefroman". "L'Anomalie", eine Mischung aus Thriller, menschlicher Komödie und Science-Fiction, soll auf Deutsch bei Rowohlt veröffentlicht werden.

Der Schriftsteller gehört der 1960 gegründeten Gruppe Oulipo an, einem Kreis internationaler Autoren, die ihre Werke Formzwängen unterwerfen. Durch selbst gesetzte neue Schreibweisen wollen sie die Sprache erweitern. Der Prix Goncourt ist zwar nur mit symbolischen zehn Euro dotiert, kurbelt vor allem aber die Verkaufszahlen an. Er wird seit 1903 vergeben.

Auch Prix Renaudot vergeben

Der zeitgleich vergebene Prix Renaudot ging an Marie-Helene Lafon für "Histoire du fils" (dt. etwa: Die Geschichte des Sohnes). Die 58-Jährige erzählt das Schicksal eines Kindes, das von einem unbekannten Vater geboren wurde. Auch Lafon gehört zu den etablierten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Frankreichs.

Protest gegen Schließung der Buchhandlungen

Beide Auszeichnungen hätten ursprünglich am 10. November vergeben werden sollen. Aus Protest gegen die coronabedingte Schließung der Buchläden Ende Oktober wurden die Preisvergaben annulliert. Seit 28. November dürfen in Frankreich bis auf Restaurants und Bars alle Geschäfte unter strengen Gesundheitsregeln wieder öffnen.

Durch die Verschiebung sollte auch eine pünktliche Lieferung des preisgekrönten Werkes an die Buchhandlungen gewährleistet werden.

 

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