Placido Domingo zieht sich von der New Yorker Met zurück

Placido Domingo zieht sich von der New Yorker Met zurück
Wegen hitziger Debatte um Belästigungsvorwürfe in den USA sagte der Opernstar seinen Auftritt in "Macbeth" kurzfristig ab.

Einen Tag vor einem Auftritt in der Titelrolle der Oper "Macbeth" hat der spanische Startenor Plácido Domingo am Dienstagnachmittag (Ortszeit) seinen kompletten Rückzug von der New Yorker Metropolitan Opera bekannt gegeben. Domingo zog damit die Konsequenzen aus der in den USA hitzig geführten Debatte über Belästigungsvorwürfe gegen ihn.

Er weise die Vorwürfe zwar "aufs schärfste zurück", doch sei er besorgt, dass "in dem Klima von Vorverurteilungen (...) mein Auftritt in dieser Produktion von Macbeth von der harten Arbeit meiner Kollegen auf und hinter der Bühne ablenken würde. Daher habe ich darum gebeten, mich zurückzuziehen und danke der Führung der Met dafür, meinem Wunsch so gütig entsprochen zu haben", hieß es in einer schriftlichen Erklärung Domingos.

Kostümprobe als Abschluss

Domingo zeigte sich "glücklich" darüber, dass er im Alter von 78 Jahren die Titelrolle in der Kostümprobe von Macbeth singen durfte, "was mein letzter Auftritt auf der Bühne der Met gewesen ist".

In den USA waren wegen der im August bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe mehrere Konzerte Domingos abgesagt worden. Die Met erklärte jedoch, dass sie das Ergebnis einer Untersuchung in Los Angeles abwarten wolle, bevor sie eine endgültige Entscheidung treffe. Der Spanier war an der Met in "Macbeth" im September sowie in "Madama Butterfly" im November vorgesehen.

Jubel in Salzburg, Auftritte an der Staatsoper

Bei den Salzburger Festspielen war Domingo heuer vom Publikum demonstrativ bejubelt worden. Die Wiener Staatsoper erklärte Ende August, dass sie "keinen rechtlich haltbaren Grund" für die Kündigung bestehender Verträge mit Domingo sehe. Die geplanten Auftritte des Künstlers als Macbeth im Oktober 2019 sowie als Nabucco und als Dirigent von "La traviata" im Juni 2020 bleiben somit aufrecht.

Anfang September später wurden weitere Vorwürfe von Frauen gegen Domingo publik. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AP erheben elf weitere Frauen Anschuldigungen gegen den Opernstar. Dabei gehe es um ungewollte Berührungen, Belästigung oder andere unangebrachte Handlungen. Eine Sprecherin Domingos wies die neuen Vorwürfe als Kampagne zurück.

Verschiebung

Vergangene Woche wurde die für 20. Oktober in der Wiener Staatsoper geplante Ehrung Domingos mit dem Europäischen Kulturpreis abgesagt. "Placido Domingo und das Europäische Kulturforum haben gemeinsam entschieden, die Auszeichnung auf den 3. Oktober 2020 in Bonn zu verschieben", hieß es von den Veranstaltern.

Domingos Karriere als Tenor und später Bariton dauert bereits mehr ein halbes Jahrhundert. Er kommt auf mehr als 4.000 Auftritte, nahm mehr als hundert Alben auf und wurde mit 14 Grammys ausgezeichnet. Weltberühmt wurde er durch seine Auftritte mit Luciano Pavarotti und José Carreras als "Die drei Tenöre".

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