Placido Domingo: Nach Übergriffsvorwürfen Untersuchung gestartet

Der Sänger soll für berufliches Fortkommen von Frauen sexuelle Kontakte verlangt haben. Salzburg-Konzerte wie geplant, die L.A. Opera untersucht die Vorwürfe.

Placido Domingo, einer der größten Opernstars der Welt, soll Frauen Rollen versprochen haben - und im Gegenzug sexuelle Kontakte verlangt haben. Dies meldet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf mehrere Künstlerinnen. Jene Frauen, die diese Avancen zurückgewiesen haben, sollen berufliche Nachteile erlebt haben.

Die Los Angeles Opera, deren Chef Domingo ist und die er mit ins Leben gerufenhat, will die Vorwürfe untersuchen. Die Metropolitan Opera, wo Domingo im September mit Anna Netrebko auftreten will, will die Untersuchung in Los Angeles abwarten, bevor sie selbst Schlüsse ziegt, hieß es am Dienstagabend laut US-Medien.

Domingo bezeichnete diese Vorwürfe als "beunruhigend" und in der präsentierten Form als "unrichtig". Er verwies in einem Statement darauf, dass die Vorwürfe anonym erhoben würden und "bis zu 30 Jahre alt" seien. Es sei dennoch "schmerzhaft zu hören", dass er "unangenehme Gefühle" hervorgerufen haben soll. Er erkenne an, dass die Standards heute ganz andere seien.

Damit trifft die #MeToo-Bewegung einen der mächtigsten Männer des Opernbusiness. Domingo hatte eine Weltkarriere als Sänger, dirigierte zuletzt auch und ist Chef der Oper von Los Angeles.

Acht Sängerinnen und Tänzerinnen erheben nun die Vorwürfe bezüglich Übergriffen und sexueller Belästigung. Domingo soll einer davon in den Rock gegriffen haben. "Er hat dich immer berührt oder geküsst", sagt eine andere. Und er hat die Sängerinnen abseits des Betriebs zu kontaktieren versucht - wenn sich eine davon nicht zurückgemeldet hat, auch bis in die frühen Morgenstunden.

Treffen nur in Anwesenheit anderer

Zwei der Frauen sagten laut AP, dass sie Domingo nachgegeben haben.

"Ich fühlte mich wie eine Beute", sagte eine. "Wie sagt man nein zu Gott?", sagte eine andere.

Patricia Wulf, eine Mezzsopranistin, erhebt als einzige ihre Vorwürfe namentlich. Domingo habe nach ihren Auftritten an der Seite der Bühne gewartet und sie jedesmal gefragt, ob sie heute nach Hause müsse. Sie ließ sich von Kollegen zu ihrem Auto begleiten, weil sie Angst hatte, alleine zu gehen.

Mehrere anderen sagten, dass sie von Kollegen gewarnt worden waren, mit Domingo nicht alleine zu sein bzw. Treffen nur dort zuzustimmen, wo andere Menschen anwesend sind, etwa in Restaurants. Bei einigen ging das so weit, dass sie nichteinmal die Toiletten in der Nähe von Domingos Büro benützt und zuhause ihr Telefon nicht mehr abgehoben haben.

Salzburg-Konzert findet wie geplant statt

Domingo werde "wie geplant in Luisa Miller bei den Festspielen 2019 singen", sagte die Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler. Darüber sei sie sich mit dem Intendanten Markus Hinterhäuser einig.

"Ich kenne Placido Domingo nun seit über 25 Jahren", so Rabl-Stadler in einem Statement. "Zu seiner künstlerischen Kompetenz hat mich von Anfang an sein wertschätzender Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Festspiele beeindruckt. Er kennt jeden Namen, vom Portier bis zur Sekretärin, er bedankt sich für jede kleinste Dienstleistung. Würden die gegen ihn erhobenen Vorwürfe auch im Festspielhaus ausgesprochen worden sein, hätte ich sicher davon erfahren." Und für sie gelte „in dubio pro reo“: "Ich fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen."

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