Placebo live: Nur am Anfang und Ende mitreißend

Brian Molko, Sänger von Placebo
Mit dem "Greatest-Hits"-Programm konnten Placebo nicht durchwegs überzeugen.

„Guten Abend. Herzlich willkommen bei unserer Geburtstagsparty.“ In schönstem Deutsch begrüßte Placebo-Sänger Brian Molko Sonntagabend in der Wiener Stadthalle sein Publikum. Nur 7000 waren gekommen. Obwohl das Duo für diese Show zum 20-jährigen Jubiläum des Erscheinens des Debüt-Albums ein „Greatest Hits“-Programm angekündigt hatte. „Es beinhaltet Songs, die ich eigentlich nie wieder spielen wollte“, sagte Molko. „Aber es ist Zeit, dass wir uns eingestehen, was viele Placebo-Fans eigentlich hören wollen. Sie waren sehr geduldig, da wir nur selten unser kommerziell erfolgreichstes Material spielen. Das Jubiläum schien uns der richtige Anlass dafür.“

So ging es – nach einer Hommage an Leonard Cohen bei dem dessen „Who By Fire“ gespielt wurde – gleich mit „Every You Every Me“ los. Allerdings nur per eingespieltem Video. Mit „Pure Morning“ starteten Molko und sein bester Freund Stefan Olsdal dann das Live-Programm. Unterstützt werden die beiden von vier Begleitmusikern, von denen Fiona Brice an Violine und Keyboards, die seit 2009 dabei ist für die Fans schon fast als fixes Mitglied gilt. Sie brachte von Beginn an einiges an Abwechslung in den stramm dahinrockenden Placebo-Sound.

Melancholisch

Trotzdem verlor das Konzert im Mittelteil, den Molko „den melancholischen Abschnitt“ nannte, an Kraft. Denn das Duo hatte hier nicht nur die nachdenklicheren Songs hineingepackt, sondern auch die weniger bekannten. Und die können den Hits nichts hinzufügen, sind - was in der Stadthalle sehr deutlich wurde - in den Harmonien und den rhythmischen Strukturen häufig nur eine Wiederholung des mit den ersten drei Alben etablierten Placebo-Stils. Einen schönen Momente gab es auch da: Bei „Without You I’m Nothing“ zeigten Video-Einspielungen auf der LED-Wand hinter den Musikern den Anfang des Jahres verstorbenen David Bowie, der auf dem Track mitsang und der Band ihren ersten Plattenvertrag verschafft hatte. Sonst aber sorgte da eher die fabelhafte Show für Höhepunkte, die die wuchtigen und wütenden Songs mit klotzigen Farben illustrierte und die schwermütigeren mit verfremdeten Bildern von den Musikern auf der Bühne.

Gegen Schluss nahm das Konzert mit „For What It’s Worth“ und „Slave To The Wage“ aber noch einmal ordentlich Fahrt auf. „Ah, jetzt haben wir Spaß“, rief Molko wieder auf Deutsch. Dann stürzte er sich so beherzt und lustvoll in die Zugaben (natürlich wie versprochen mit dem größten Hit „Nancy Boy“), dass man den Eindruck bekam, bei den nicht so markanten Songs im Mittelteil könnten sich Placebo selbst ein bisschen gelangweilt haben.

KURIER-Wertung:

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