„In Deutschland hatten wir ein ganze Reihe von Strandkorbkonzerten“, erinnert sich Otto Jaus im Interview mit dem KURIER. „Die in der hintersten Reihe waren extrem weit weg und die Leute sind in ihren Strandkörben gesessen, haben nicht gesehen, was die in den Körben vor und neben ihnen machen und sich nicht getraut, aufzustehen. Nach zwei Shows haben wir dann gewusst, wie wir damit umgehen und haben die Leute noch viel mehr animiert, mitzugehen. Aber das war halt extrem anstrengend.“
Trotzdem wollen beide keine Sekunde dieses Sommer missen. Sie haben viel gelernt, und das, was vom Publikum zurückkam, war „unbeschreiblich“.
Zum Beispiel als sie bei ihrer ersten Show nach der Pandemie in Mödling auftraten. „Da gab es noch Abstandsregeln, der Saal war nur zu Hälfte voll und die Leute mussten Masken tragen“, erzählt Paul Pizzera. „Optisch und akustisch war das eine starke Veränderung, wenn man vorher in der vollen Stadthalle in Wien war. Aber trotz der Masken haben wir an den Augen der Leute sehen können, wie sehr sich freuen, dass sie wieder auf Konzerte gehen können. Und obwohl wir das nie geglaubt hätten, kam uns auch da ein unfassbarer Schwall an Energie aus dem Publikum entgegen.“
Nicht nur auf der Bühne, auch davor haben sich Pizzera und Jaus angestrengt und akribisch auf die Live-Saison vorbereitet.
„Die Zeit der Lockdowns war brutal, weil wir es lieben auf der Bühne zu stehen und mit den Leuten eine tolle Zeit zu haben. Trotzdem haben wir, als es 2020 wieder erlaubt war, sich zu treffen, sofort zu proben begonnen. Wir haben gesagt, irgendwann dürfen wir wieder auftreten und dann wollen wir bereit sein. Und tatsächlich waren wir dann Anfang Juni die ersten, die wieder auf Tour gehen konnten.“
Ein weiterer Faktor für den Amadeus-Gewinn war sicher die Mischung aus Musik und Kabarett, aus Ernstem und Satirischem, die das Duo auf die Bühne bringt.
„Weil wir aus dem Kabarett kommen, war für uns von Anfang an klar, dass wir zwischen den Songs nicht sagen: ,Diesen Song haben wir in Italien geschrieben‘“, sagt Jaus. „Wir wollen die Leute auch zwischen den Songs mit lustigen Conférencen unterhalten. Wir finden es nämlich wichtig, dass der Zuschauer immer konzentriert bei der Show bleibt. Und das erreichen wir, indem wir ernste Themen mit Humor ansprechen, den Humor dann aber auch brechen und in die Tragödie hineingehen, die auch in manchen unserer Lieder steckt. Und dann gehen wir wieder zurück in den Humor .“
Ein Beispiel dafür ist die Single „Klana Indiana“. Eigentlich als Einladung für die Freundin geschrieben, sich in Krisenzeiten bei ihm anzulehnen, nutzen Pizzera und Jaus das Intro des Videos für eine wichtige Botschaft: Sie propagieren, sich nicht zu genieren, psychotherapeutische Hilfe zu suchen, wenn die Seele schmerzt.
„Man sollte meinen, in Therapie zu gehen ist heute kein Tabuthema mehr“, erklärt Pizzera. „Wie uns aber die vielen hundert Zuschriften zeigen, die sagen, wegen eures Videos hat sich in meiner Familie jemand getraut, in Therapie zu gehen, ist so eine Botschaft offenbar immer noch wichtig. Genauso wie es immer noch Homophobie und Rassismus gibt, gibt es bei vielen Menschen auch immer noch eine diesbezügliche Scham. Leider sind das vorwiegend Männer, die in einem patriarchalischen Gefüge stecken und denken, dass sie schwach sind, oder kein Mann, wenn sie derartige Hilfe brauchen.“
„Klana Indiana“ ist ein Vorgeschmack auf das dritte Album, das Pizzera und Jaus gerade fertigstellen. Im November wird es erscheinen und „ein Husarenritt durch alle Genres sein und Jubel Trubel und Heiterkeit beinhalten“. Außerdem eine Premiere für das Duo: Zwei Songs haben die beiden A-Kapella aufgenommen.
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