Die Begriffe Zwentendorf und Hainburg sind für viele, die in den 1970er oder ’80er-Jahren zugegen waren, vermutlich synonym mit der Umweltbewegung in Österreich – Spätgeborenen wird der Widerstand gegen den Straßenbau in der Lobau vermutlich mehr sagen.
Diese Protest-Ereignisse stecken auch den Pfad ab, der sich durch nur einen einzigen Museumssaal schlängelt und primär auf Hörstationen basiert, bei denen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten.
Da ist etwa der Naturwissenschafter Peter Weish, der während seiner Arbeit im Forschungszentrum Seibersdorf in den 1970ern auf Unzulänglichkeiten im Strahlenschutz aufmerksam wurde und als „Whistleblower von Zwentendorf“ zu einer der wichtigsten Stimmen des Widerstands gegen die Inbetriebnahme des fertig gebauten Atomkraftwerks avancierte – verhindert wurde der AKW-Betrieb letztlich mit knapper Mehrheit in einer Volksabstimmung.
Zu Wort kommen auch Rudolfine Nemeth, die 1972 als Schülerin die „Österreichische Naturschutzjugend“ mitbegründete, oder der als Chemiker und Survival-Spezialist trainierte Wolfgang Pekny: Er half den Wiener Punks, die im Winter 1984 zur Besetzung der Stopfenreuther Au anreisten, beim Überleben unter widrigen Bedingungen, bevor er im Auftrag von Greenpeace nach Eigenangabe „jedes österreichische Abwasserrohr mit einem Durchmesser über 30 cm betauchte“.
Peknys Taucher-Schutzanzug gehört – neben jener Kopfbedeckung, mit der sich Peter Turrini bei der „Pressekonferenz der Tiere“ in der Au einst als Rotbauchunke verkleidete – zu den wenigen Objekten, die tatsächlich von selbst Geschichte erzählen. Ansonsten tun dies Bild- und Tondokumente, die manch Wiedererkennungswert bringen – zu sehen ist etwa die spätere Grün-Politikerin Monika Langthaler im Jugendalter oder der spätere Direktor des Naturhistorischen Museums, Bernd Lötsch, als telegener Aktivist in Walter Schiejoks „Argumente“-Sendung im ORF.
Die Frage bleibt, ob das Niveau der Auseinandersetzung in diesen Prä-Social-Media-Zeiten höher war, die Standpunkte weniger polarisiert und die Unterstützung in der Bevölkerung für Umweltaktivismus breiter.
Die Ausstellung liefert hier keine Antwort, legt aber entsprechende Vermutungen nahe – was auch eine Täuschung sein kann, weil die zeitliche Distanz unweigerlich einen leichten Nostalgieschleier über das Geschehene legt. Eigene Erfahrungen dazu kann man am Ende der Schau in ein Aufnahmegerät sprechen – als Zeitzeuge der Gegenwart.
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