Philosoph Rudolf Burger 82-jährig gestorben
Ein Interview mit Rudolf Burger war immer ein Vergnügen. Und immer ein Quell für eine provokante, eine andere Sicht der Dinge, als sie der Mainstream in Gesellschaft und Politik gerne vorgegeben hätte. Ihm hielt er den Spiegel vor. Am liebsten in „seinem“ Stammcafé, dem Hegelhof in der Wiener Johannesgasse – dort durfte man rauchen, als es anderswo längst verboten war. „Vielleicht hat die Suche nach vermeintlicher Freiheit auch mit der Politik zu tun. Da die großen politischen Visionen verschwunden sind, erschöpft sich das politische Handeln in einer Mikronormierung des Alltags. Helmpflicht, Rauchverbote, Regeln hier und Regeln dort bis in die kleinsten Lebensbereiche – einzeln vielleicht alle vernünftig, aber in ihrer Gesamtheit ergeben sie einen Rahmen, den ich eigentlich nicht will.“
Das sagte Burger vor zehn Jahren im KURIER – eines von vielen ausführlichen Gesprächen. Und es ist so aktuell wie seine Einschätzung der sozialen Netzwerke als „Foren der Unzufriedenheit“, in denen „saturiertes Unbehagen“ boome, mit dem Politik nicht umgehen könne.
Am Montag ist Rudolf Burger 82-jährige gestorben. Der Philosoph und Querdenker im besten Sinn (was hätte er heute zu dem Begriff gesagt?) studierte Physik, landete im deutschen und im österreichischen Wissenschaftsministerium, habilitierte sich 1979 für Wissenschaftssoziologie. An der Hochschule für Angewandte Kunst wurde er 1991 Vorstand für Philosophie, später Rektor.
Burger provozierte nicht um der Provokation willen, sondern mit messerscharfer Argumentation. Der Vorwurf der „kriegsgeilen Haltung“ der österreichischen Außenpolitik im Jugoslawien-Konflikt brachte ihm Kritik, so wie seine Kritik am Protest gegen die schwarz-blaue Koalition im Jahr 2000 („antifaschistischer Karneval“). Aber weil er sich von keiner Position vereinnahmen ließ, war er unangreifbar.
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