Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau

Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau
Kritik: Der "Happy"-Star kämpfte in Wien mit katastrophalem Sound.

Eine handvoll Mädchen – offenbar von einer Tanzgruppe – übt Spagat, Drehungen und Armbewegungen. Und zwischendurch jammert eine Neunjährige: „Warum fängt er denn nicht endlich an!“ Das quirlige Grüppchen von Kindern und Teenagern wartet auf Pharrell Williams und seinen unwiderstehlichen Tanzsound, nützt den leeren Raum an der Seiten vor der Bühne der Marx-Halle für Impromptu-Training.

Punkt neun Uhr steht Williams dann auf der Bühne - jener Mann, der Anfang des Jahres mit seinem Superhit „Happy“ vom Produzenten-Genie zum Star im Rampenlicht aufgestiegen ist, startet sein erstes Wien-Konzert mit Songs seines Album „G I R L“. Und auf einmal ist der Tanzgruppe gar nicht mehr nach Tanzen.

Eindrücke vom Konzert

Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau

KONZERT "PHARRELL WILLIAMSi".
Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau

AUSTRIA MUSIC
Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau

KONZERT "PHARRELL WILLIAMSi".
Pharrell Williams in Wien: Keine Rampensau

KONZERT "PHARRELL WILLIAMSi".
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All den anderen auch nicht. Denn da ist zunächst gar nichts Mitreißendes an den funkigen Rhythmen von eigentlich großartigen Nummern wie „ Marilyn Monroe“ oder „Come Get It Bae“. Der Sound ist ein Desaster. Der Bass dröhnt, dass man ihn mehr spürt als hört. Mal geht Williams Stimme darin unter, mal die funkigen Gitarren. Nicht selten beides. Und vieles kommt offenbar ohnehin von einer Festplatte und nicht von der Vier-Mann-Band.

Dafür gibt es fünf Tänzerinnen, die den 41-Jährigen umschwirren - in sportlichen 80er-Jahre-Outfits, oder wie am Cover der CD in Bademänteln. Aber auch das macht die Show nicht mitreißender. Williams bemüht sich sichtlich. Aber genauso zurückhaltend und ruhig, ja fast schüchtern, wie er in Interviews wirkt, agiert er auch auf der Bühne. Drei Welthits machen aus einem Mischpult-Genie noch keine souveräne Rampensau.

Doch zumindest das ändert sich mit Fortdauer der Show. Anfangs noch distanziert, wirkt der Amerikaner im zweiten Drittel, als würde er sich auf der Bühne zunehmend wohler fühlen. Er packt Songs aus, die er mit der Rap-Rock Band N.E.R.D. aufgenommen hat, holt sich dazu Fans auf die Bühne. Nach dem sie einen Song mit ihm tanzen durften, werden sie einzeln verabschiedet, abgeküsst und ans Herz gedrückt. Ein guter Auftakt für das Hitfeuerwerk, das die Show beschließt. „Hollaback Girl“, das Williams mit Gwen Stefani geschrieben hat, „Drop It Like It’s Hot“, das er für Snoop Dogg produziert hat. Der Bass liegt immer noch wie ein beharrliches Dauerdröhnen in der Halle, lässt das T-Shirt auf der Haut vibrieren, ohne je Töne preiszugeben. Doch die Wiener nehmen es gelassen. Jetzt, wo man schon mal hier ist, wird allen Widrigkeiten zum Trotz getanzt. Vor allem zu „Get Lucky“ (im Original ein Duett mit Daft Punk) und „Blurred Lines“ (Williams’ Vorjahrshit mit Robin Thicke), das leider – wohl wegen der Kontroverse um den frauenfeindlichen Text – drastisch gekürzt ist.

Und dann die Zugabe, natürlich mit „Happy“: Der Sound ist nach wie vor eine Katastrophe. Aber dieses Lied ist ein Garant dafür, in Sekunden Groll und Gram zu vertreiben. Deshalb – und wohl auch, weil man es so oft im Radio gehört hat und sich so die in der Marx-Hall unhörbaren Feinheiten dazu denken kann – kommt der enttäuschende Abend damit wenigstens zu einem passablen Schluss.

KURIER-Wertung:

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