Pandemie-Hit
Zirbs hat in seiner Solo-Karriere interessante Partner gefunden. Für Christopher Chaplin, den ältesten Sohn des legendären Charlie Chaplin, hat er einen Remix gestaltet. Und mit Craig Walker, dem Frontmann von Archive, hatte er während Corona den Hit „Locked In“: „Das hatte aber nichts mit den Lockdowns zu tun. Craig hatte den Text schon vorher über Nico, die Sängerin von Velvet Underground, geschrieben.“
Auch „Melancholia Beach“ hat einen Stargast. Mit Falco-Produzent Rob Bolland noch dazu einen, auf den Falco-Fan Zirbs mächtig stolz ist. „Ich war gerade in Belgrad und der Chef des Fabrique-Labels, ein langjähriger Freund von mir, schrieb mir: ,Ich sitze mit Rob Bolland in einem Cafe’. Rob war da in Wien, weil er musikalischer Berater beim Falco-Musical im Ronacher war. Ich schrieb sofort zurück: ,Bitte frag ihn, ob er einen Song von mir singen will.’“
Bolland wollte. „Er ist ja hauptsächlich für seine Qualitäten als Produzent bekannt, aber er ist ein fantastischer Sänger, hatte vor der Produzentenkarriere mit seinem Bruder große Erfolge mit einer niederländischen Boyband. Er hat erzählt, dass er sofort zugesagt hat, weil es das erste Mal war, dass er nach einem Vokalbeitrag gefragt wurde. Und als er begann, ,Melancholy Mary’ zu singen, hatte ich Gänsehaut.“
Zirbs und weitere Gäste wie Loretta Who und Christelle Constantin singen auf „Melancholia Beach“ zu tanzbaren elektronischen Klanggebäuden und Pop-Sounds der 80er- und 90er-Jahre über die düsteren Zukunftsaussichten, aber auch den Schmerz von zerbrochenen Beziehungen.
„Ich habe in den letzten Jahren persönlich eine Phase durchgemacht, wo sich mein Leben komplett neu aufgestellt hat, was auch nicht einfach war“, sagt Zirbs. „Deshalb sind die Texte zum Teil sehr persönlich und emotional. Aber zumindest die Musik hat neben all der Melancholie auch etwas Aufbauendes. Ich kann den Leuten damit nicht die Schrecken dieser Zeit nehmen, aber zumindest ein bisschen ihren Restoptimismus aufwecken.“
Ursprünglich hatte Zirbs das Album schon 2019 nach Erscheinen seines Solo-Debüts „What If We Don’t Exist?“ geplant – als Werk, das komplett der Apokalypse gewidmet sein sollte.
„Damals hatte das ja schon angefangen: Erderwärmung, Populismus, die Spaltung der Gesellschaft, Trump. Dann kam Corona, der Sturm auf das Capitol, der Krieg in der Ukraine, und ich dachte, ich brauche nicht über die Apokalypse singen, wenn sie schon passiert. Ich habe gemerkt – rein für mich persönlich –, wenn ich jetzt noch traurige Musik mache, zieht mich das noch tiefer runter.“
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