Peter Rosei: In das Jetzt investieren

Peter Rosei: In das Jetzt investieren
Der Anti-Star unter Österreichs großen Schriftstellern knöpft sich im neuen Roman "Geld!" mehrere Aufsteiger vor.

Man könnte aussteigen. Aber wer schaut denn noch in der Eisenbahn aus dem Fenster? Man liest, studiert Akten, ist beschäftigt. Das Wäldchen, das Haus ... Georg Asamer hat immerhin registriert, dass es da draußen noch etwas anderes gibt.
Zu spät. Er ist nicht mehr jung. Georg Asamer, Eigentümer einer erfolgreichen Werbeagentur, hat seine Karrierechance im Leben genützt. Und nie vergessen, dass seine Firma (auch) auf der Motivation der Mitarbeiter gebaut ist. Neues Personal geleitete er immer persönlich an den Arbeitsplatz. Mit Prämien hielt er alle bei Laune. Steht er jetzt im Badezimmer, denkt er an seine dämlichen Zehen und Nägel, "die nie etwas vom Sterben gehört oder gewusst hatten ..."
Asamer stirbt (aus).

Für den Nervenkitzel an die Börse

Und dann kommen in Peter Roseis Roman "Geld!" die neuen Aufsteiger samt passender Frauen. Asamers Nachfolger etwa, Andy Sykora. Klar hätte er ein "i" am Schluss. Aber "y" gibt mehr her. Ein Andy ist leicht, hingetupft. Glatt und frisch "wie eine Wasserlache gleich nach dem Regen". Der sieht kein Wäldchen. Der bemerkt ja nicht einmal seine Mitarbeiter. Nur sich selbst. Das ist fad. Also braucht so einer Nervenkitzel. Abenteuer. Die Börse?
Peter Rosei hält gepflegte Distanz zu seinen Durchschnittstypen, die er nach oben klettern lässt. Er macht kein Drama daraus. Seine Kunst macht "nur" bewusst: Wirtschaft ist Menschenwerk. Wir können so oder so.
Der studierte Wiener Jurist, eben 65 geworden, nimmt sich mehrere Aufsteiger vor. Er puzzelt unaufgeregt ein Bild, und dieses Bild heißt: Haltlos, bodenlos, respektlos. Am Ende finden alle zusammen - gerade rechtzeitig, um für den US-Immobiliencrash des Jahres 2007 zu sorgen ...

Gegenwart ist möglich

Seit 40 Jahren schreibt Rosei Bücher. Es gab Zeiten, da fehlten "Landstriche" oder "Wer war Edgar Allan?" auf keiner Matura-Leseliste. Trotzdem blieb er Anti-Star. Zu Geld, sagt er im KURIER-Gespräch, habe er immer eine gebrochene, wenn nicht ironische Beziehung gehabt: "Mir war klar, dass, wer unter einen gewissen Level fällt, Schwierigkeiten bekommt, dass aber andererseits mehr Geld nicht mehr Glück bedeutet. Deshalb bin ich gereist, habe Freundschaften gepflegt. So geht's dann auch leichter, wenn etwas schief läuft. Und nicht immer nur an Morgen und Übermorgen denken: Gegenwart ist auch eine Möglichkeit." Nachsatz: "So viel zum Investment."

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