"Sugarbaby ist meine Visitenkarte"
Unglaublich, aber wahr: Am Dienstag hat der Rock’n’Roll-Star, der als 14-Jähriger mit dem Film "Das fliegende Klassenzimmer" bekannt und zwei Jahre später als "der deutsche Elvis" gefeiert wurde, seinen 75. Geburtstag.
Auf die Welt gekommen in München, zur Schule gegangen in Salzburg und Wien, lebt Peter Kraus – seit 45 Jahren mit seiner Frau Ingrid verheiratet – heute abwechselnd in einem renovierten Bauernhaus in Gamlitz in der Südsteiermark und in Lugano in der Schweiz. Er fühle sich als "österreichischer Deutsch-Schweizer", erklärt er lachend im KURIER-Gespräch.
KURIER: Sie waren in den 50er-Jahren das erste deutsche Teenie-Idol als Interpret von Elvis-Presley- und Bill-Haley-Nummern – und wieso die gar nicht selbstverständliche Unterstützung Ihres Vaters?
Peter Kraus: Weil ich in einer Künstlerfamilie aufgewachsen bin. Mein Vater hatte eine Theaterfirma in der Getreidegasse in Salzburg. Später gründete er mit Gunther Philipp, Peter Wehle und Eva Leiter in Wien das Kabarett "Die kleinen Vier". Dadurch habe ich als Kind damals Gerhard Bronner und Helmut Qualtinger kennengelernt.
Wo haben Sie in Wien Ihre ersten Platten aufgenommen?
Im Austrophon-Studio im Konzerthaus. Und weil ich mich wegen des Rummels verstecken musste und nirgends hingehen konnte, war ich abends immer in der Eden Bar und habe mich dort mit Ernst Waldbrunn – trotz des großen Altersunterschiedes – blendend unterhalten. Ich war in meiner Jugendzeit auch ein großer Fan von Karl Farkas.
Und von Gunther Philipp?
Der war auch dabei. Ein guter Freund meines Vaters. Er brachte ihn, der eigentlich Neurologe und Psychiater war, nach dem Krieg zum Film. Der Gunther Philipp war mein Nennonkel, den ich sehr geschätzt habe, weil er so sportlich war. Das hat mich als junger Mensch sehr begeistert. Und dann hatte er einen Ferrari. Er war mein Lieblingsfreund von allen Freunden meines Vaters.
Kam daher auch Ihre Liebe zu Oldtimern? Ihr erster war ein MG-Cabrio?
Diese Liebe kam ohne Gunther Philipp. Jeder wäre damals ein Autofan gewesen, hätte er das Geld gehabt. Ich hatte das Privileg, dass ich mir eins kaufen konnte. Damals war ein VW noch ein Statussymbol. Die Wohnung war nicht so wichtig wie das Auto, das vor dem Haus stehen musste.
Hausbesuch bei Peter Kraus
Was war entscheidend für Ihre Karriere?
Dass mir die amerikanischen GIs, die da rumfuhren, Schokolade geschenkt haben. Ich liebte Musik, Fred-Astaire- und Musicalfilme aus Amerika. Ich kannte Count Basie, Duke Ellington, die waren ja alle da, Lionel Hampton, Oscar Peterson, Ella Fitzgerald ...
Louis Armstrong?
Mit dem habe ich ja selber noch gearbeitet. Das war super. Ich war ja völlig auf der amerikanischen Musik. Das sollte eigentlich das Ziel sein. Da wollte ich hin. Also Musical, große Filmmusicals, Star ... Aber dann ist der Rock 'n' Roll dazwischen gekommen. Gott sei Dank vielleicht.
Und wie war’s?
Viel lustiger. Ich war wirklich überzeugt, drei Harmonien und los geht's. Und das wollte ich auch weitergeben dann an die Jugend. Das war auch damals diese Emotion, die da in mir war, das einfach weiterzugeben.
Dabei wollten Sie doch etwas anderes werden?
Ja, nur Schauspieler mit Musik. Aber die Verlockung, ein umschwärmtes Idol zu werden, war groß. Dabei war ich kein Rebell, im Gegenteil. Ich war zum Beispiel immer pünktlich – und hatte Maßanzüge an.
Und Sie haben viel Geld verdient.
Ja. Mein Vater hat mir damals etwas sehr Gescheites gesagt: "Das Beste ist, du baust ein Haus, dann hast du immer Rechnungen. Wenn du heimkommst, gibt es etwas zu zahlen, und du kommst nicht auf blöde Gedanken."
Und?
So war es auch. Ich habe in der besten Gegend von München ein schönes Doppelhaus für meinen Vater und für mich gebaut. Wir haben nie Geld rausgeschmissen.
John Lennon musste heimlich heiraten, um die Fans nicht zu vergraulen. Sie auch?
Wir haben auch heimlich geheiratet. In der Schweiz. Aber es kam dann doch raus. Irgendwie hat es die Bild-Zeitung erfahren.
Wieso ist Ihnen der frühe, schnelle Erfolg nicht zu Kopf gestiegen?
Es war anders damals. Ob Freddy Quinn oder Walter Giller, alle schon Stars, haben in Berlin in einer kleinen Pension am Ku'damm gewohnt. Ich hatte ein Zimmer mit einem Waschbecken, und wir hatten ein Gemeinschaftsbad, was sehr lustig war. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen. Wenn heute einer halbwegs Erfolg in irgendeiner Castingshow hat, dann wohnt der schon in der Suite mit Bodyguard und mit all dem Scheiß drumherum. Das war einfach nicht.
Sugarbaby ...
... schreien mir die Leute heute noch auf der Straße nach. Mein Gott, Sugarbaby ist meine Visitenkarte! Ich finde das ja auch lustig.
Album
Abschiedstournee 2014
Unter dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss" geht Peter Kraus nach rund 60 Jahren auf der Bühne zum letzten Mal auf Tournee. Einzelkonzerte sind in Zukunft nicht ausgeschlossen.
Aber der Sänger möchte mehr Zeit für Familie und Hobbys haben. Doch ein Lied, das er auf seiner Tournee spielen werde, sei ganz neu: "Sag niemals nie". Termine: 25.10. Linz TipsArena; 26.10. Salzburg Salzburgarena; 21.11. Graz Stadthalle; 22.11. Wiener Stadthalle, Halle D. Karten: 01/96 0 96
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