Peter Handke polarisiert: Unterstützer und Gegner rüsten auf

5. November: Protest gegen Handke vor der schwedischen Botschaft in Sarajewo
Die „Mütter von Srebrenica“ planen Protestaktion in Stockholm, österreichische Autoren protestieren gegen "mediale Hetze".

Die Opferorganisation „Mütter von Srebrenica“ hat zu einer großen Protestaktion gegen die Verleihung des diesjährigen Literaturnobelpreises an Peter Handke in Stockholm aufgerufen - am 10. Dezember, dem Tag der feierlichen Übergabe. Unterstützt wird der Appell unter anderem von der deutsch-kroatischen Autorin Alida Bremer und der französischen Journalistin und Schriftstellerin Florence Hartmann. Laut Initiatorin Teufika Sabanovic soll die Kundgebung auf Stockholms zentralem Platz „Sergels Torg“ stattfinden. Sie hofft auf mehrere Tausend Teilnehmer. 1.000 würden es jedenfalls, sagte sie gegenüber der Tageszeitung „Dagens Nyheter“.

Außer den genannten Autorinnen hat eine weitere Opfervereinigung, jene der ehemaligen Konzentrationslagerinsassen in Bosnien und Herzegowina, ihre Beteiligung an der geplanten Demonstration bestätigt. Sabanovic zufolge ist die Veranstaltung bereits bei den Behörden beantragt.

Österreichische Schriftsteller und Intellektuelle haben unterdessen einen Offenen Brief veröffentlich, in der sie eine "mediale Hetze" kritisieren: "Die Kritik an Peter Handke hat längst den Boden vertretbarer Auseinandersetzungen unter den Füßen verloren, sie besteht fast nur noch aus Hass, Missgunst, Unterstellungen, Verzerrungen und ähnlichem mehr, sie ist zu einer Anti-Handke-Propaganda verkommen, der jedes Mittel Recht ist, um gegen Peter Handke Recht zu behalten. Hämisch wurde die vom Suhrkamp Verlag veröffentlichte Richtigstellung der zumeist falsch wiedergegebenen Äußerungen Handkes quittiert."

Nun würden auch "Qualitätsmedien" soweit gehen, die Berechtigung Handkes zur österreichischen Staatsbürgerschaft anzuzweifeln: "Man will offenbar Handke mit aller Gewalt zu einem ,serbischen Staatsbürger' oder ihn staatenlos machen. Es ist beschämend und erbärmlich, wie hier vorgegangen wird. Es ist bestürzend, welcher Hass sich über einen Autor und sein Lebenswerk ergießt, der konsequent und radikal ohne erkennbaren Vorteil für sich selbst, vielmehr sogar noch zum eigenen Schaden, die Autonomie seiner schriftstellerischen Existenz gegen die an ihn und alle anderen SchriftstellerInnen gerichteten Erwartungshaltungen behauptet."

Unterzeichnet wurde der Offene Brief unter anderem von den Schriftstellern Sabine Gruber, Teresa Präauer, Julya Rabinowich, Doron Rabinovici, Franz Schuh, Clemens J. Setz, Franz Weinzettl, Josef Winkler, von den Literaturwissenschaftlern Klaus Amann, Kurt Bartsch, Claudia Dürr, Arno Dusini, Hans Höller, Klaus Kastberger, Pia Janke und Gerhard Melzer sowie von Daniela Strigl und Christian Ankowitsch.

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